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ANFANG VOM ENDE UND ENDE VOM ANFANG
nicht so groß. Der Vorgang war in beiden Reichshauptstädten der gleiche: Man kaufte einen Nagel und schlug ihn in die hölzernen Götzen ein. Der Erlös kam der Kriegsfürsorge zugute. Ich kann mich nicht erinnern, ob ich öffentlich mitnagelte, und glaube, daß ich es dabei bewenden ließ, eine kleine Geschichte ,, Der Nagel" zu veröffentlichen, die mit dem landläufigen Hurrapatriotismus nichts zu tun hatte. In diese bequeme Richtung eingebogen zu sein, kann ich mir auch sonst kaum zum Vorwurf machen. Denjenigen meiner später pazifistischen Berufsgenossen, die im Kriegspressequartier die Propagandamaschine bedienten, um sich hinterher die dankbare Maske eines menschenfreundlichen Kriegshassers anzuschminken, darf ich vielleicht einen Satz entgegenhalten, den ich nachweisbar am 1. August, als die Wellen der Begeisterung, wie immer am Beginn eines Krieges, über alle Dämme schlugen, in meinem Sonntagsartikel in der„, Neuen Freien Presse" veröffentlichte. Er lautete: ,, Den Krieg loben darf nur der Soldat und selbst ihm muß man, wenn er es tut, eine Mutter entgegenstellen." Das umschrieb meine Haltung dann auch in den folgenden Jahren bis zum bitteren Ende. Wir, meine kleine Gruppe von vorzugsweise europäisch empfindenden Österreichern, hatten von allem Anbeginn keine Freude an der, wie man uns versicherte ,,, großen Zeit" und wir machten kein Hehl an unserer grundsätzlichen Abneigung gegen die internationale Gewaltanwendung eines verwerflichen Völkerringens, wenngleich wir uns nicht bemüßigt fühlten, wie jene Menschheitsapostel im Kriegspressequartier unter Musikbegleitung in die Schweiz hinauszufahren, um, die völkerverbindende Macht der Musik preisend, als Pazifisten draußen zu bleiben. Was freilich ungefährlicher und nahrhafter war und in manchen Fällen sogar einen gangbaren Weg zum Weltruhm für später anbahnte.
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