O DU MEIN ÖSTERREICH !

W

enn in jenen frühlingsgrünen Jahren des in militärischer Kraftanspannung zu Ende gehenden neunzehnten Jahr­hunderts unser Regiment unter den Klängen des allbeliebten Militärmarsches ,, O du mein Österreich !" vom Übungsgelände des Praters in die Roßauer Kaserne leichtfüßig zurückmarschierte, wem fiel es ein, das so zukunftssicher angejubelte ,, Österreich " symbolisch aufzufassen? Wem, der den nicht minder selbst­bewußten, nicht minder volkstümlichen Doppeladler- Marsch" aufrauschen hörte, kam es in den Sinn, in seinen modulierten Klängen auch nur den leisesten Zweifel an der Fortdauer dieses, wie man zugeben mußte, etwas künstlich konstruierten habs­burgischen Wappenvogels, des zweiköpfigen Adlers, mitschwin­gend zu vermuten? Wer, der die in diesen Jahren meistgespielte Wiener Posse ,, Der Böhm in Amerika " in einem unserer Vor­stadttheater gesehen hatte, konnte ahnen, daß dieser von einem deutsch sprechenden Österreich nicht ernst genommene ,, Böhm" fünfundzwanzig Jahre später Masaryk heißen und, aus Ame­ rika heimgekehrt, sich national selbständig machen würde? Be­zeichnend für unser ,, Land der Tänzer und der Geiger", daß diese Belsazar- Mahnungen bei uns immer unter fröhlicher