Hitler geleisteten Eid zu brechen, wenn die Erkenntnis von der unheil- vollen, den Bestand der Nation bedrohenden Politik Hitlers vorhanden ist. Wir beschlossen, zu dieser Frage eine besondere, für die Offiziere ge- schriebene Broschüre(24 Seiten) herauszugeben, in der u. a. die Haltung und Rolle des Freiherrn vom Stein, Ernst Moritz Arndts, Yorks usw. während der Freiheitskriege des Jahres 1812/13 behandelt wurde. Diese Broschüre hat in weiten Kreisen der Offiziere große Diskussionen ausgelöst und es war uns eine große Freude, noch ein Jahr später Leute zu finden, die die Broschüre gelesen hatten und stark von ihr beein- druckt worden sind.
2000 Zeitungen vervielfältigt und verteilt.
Eines Tages legte einer unserer Genossen uns eine Nummer der von uns monatlich(später 14tägig) herausgegebenen„Deutschen Nachrichten“ vor. Wir wollten unseren Augen nicht trauen. Der Inhalt dieser Zeitung war uns bekannt, das waren die von uns geschriebenen Artikel und Auf- rufe. Aber diese Nummer war nicht von uns hergestellt. Sie mußte also abgeschrieben und vervielfältigt worden sein. Natürlich tauchte der Ge- danke auf, die Gestapo könnte dahinter stecken. Es wurde beschlossen, mit äußerster Vorsicht daranzugehen, die Herkunft dieser Zeitung fest- zustellen. Einige Tage vergingen, dann meldete der damit beauftragte Genosse, sie sei in der Stadt Aarhus bei einem.dänischen Fabrikanten von einem deutschen Soldaten der Luftwaffe abgeschrieben und abgezo- gen worden, und zwar in einer Auflage von 2000 Exemplaren. Über die dänische Widerstandsbewegung eingeholte Nachrichten teilten mit, der betreffende Däne sei„in Ordnung“. Unser Genosse fuhr nach Aarhus und es gelang ihm, den Gesuchten zu finden. Er war Österreicher, Geschäfts- mann und Sohn eines Wiener Professors. Ein Mann, der von glühendem Haß gegen die Nazis durchdrungen war. Er hatte zufällig die„Deutschen Nachrichten“ in die Hand bekommen und sich kurzerhand entschlossen, auf eigene Faust für die Verbreitung dieser Zeitung zu sorgen. Er hatte sich auf die Eisenbahn gesetzt, und in den Städten Aalborg , Viborsg, Horsens , auf dem Flugplatz Kastrup usw. im Verlaufe einiger Tage die 2000 Zeitungen, ohne gefaßt zu werden, verteilt.
Dolmetscher ais Kuriere.
Im ganzen Jahre 1944 waren wir in der glücklichen Lage, unsere Reisen, die nicht ungefährlich waren, weil die Züge und Bahnhöfe einer scharfen deutschen Kontrolle unterstanden, einschränken zu können. Wir stießen bei unserer Arbeit auf zwei Soldaten, die ausgezeichnet dä- nisch sprachen und darum als Dolmetscher verwandt wurden und außer- dem verpflichtet waren, über das Land und die Bevölkerung Dänemarks Vorträge zu halten. Das Merkwürdige war, daß sie keiner Einheit di- rekt angeschlossen waren, sondern direkt einem hohen Offizier des Reichs- luftfahrtministeriums unterstanden. Als wir nach dem Grund fragten,
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