aus allen Ländern beim Kriegsausbruch durch die reaktionäre Daladier- regierung interniert wurden. An der Küste des Mittelmeeres liegt Ar- geles und am Fuße der Pyrenäen in der Nähe der Stadt Pau befindet sich Gurs mit den beiden größten Lagern, wo die aus Spanien zurück- gekehrten Angehörigen der Internationalen Brigaden untergebracht sind.
In beiden Lagern sind mehrere hundert deutsche Spanienkämpfer. Mit wachsender Beunruhigung verfolgen sie die Kämpfe. Die Lage der Deutschen im Lager wird von Stunde zu Stunde bedrohlicher. Wenn die Hitlerarmee bis nach Südfrankreich vorstoßen sollte, fallen sie unweiger- lich in die Hände der Gestapo . Es sind alles bekannte Antifaschisten aus Deutschland und ihr Kampf an der Seite des spanischen Volkes, in den Reihen der Internationalen Brigaden genügt, um die Mehrzahl von ihnen durch faschistische Kriegsgerichte sofort an die Wand zu stellen. Keiner dieser Männer ist gewillt, sich kampflos der Gestapo ausliefern zu lassen. Sicherheitsmaßnahmen werden getroffen. Der französische Lagerkom- mandant verspricht, sämtliche Papiere der deutschen Antifaschisten ver- nichten zu lassen. Im Lager werden Tag und Nacht Wachen gestellt, um es beim Vorrücken der Truppen zu verlassen und sich in den Bergen zu verschanzen. Die einzige Möglichkeit.— Vom Norden her rückt die Hitlerarmee immer näher, ein Ausweichen nach Süden ist unmöglich, hinter den Pyrenäen liegt Francospanien— in der Mitte, im südlichen Frankreich befinden sich an die tausend deutsche Antifaschisten— un - bewaffnet, ohne Schutz— den Ereignissen ausgeliefert. Auch als die deutschen Truppen die Atlantikküste heraufziehen, verlieren sie die Ruhe nicht und treffen alle Vorsichtsmaßregeln. Alles ist vorbereitet, um den Marsch ins Gebirge anzutreten. Die Nachrichten über den Stand- ort der militärischen Einheiten treffen laufend im Lager ein.
Verbindungen zerreißen.
Die Invasion der Hitlerarmee in Europa zerstreut und versprengt die deutschen Antifaschisten. Die persönlichen Kontakte zerreißen, die Verbindungen untereinander hören auf, die Unterstützung der illegalen Gruppen in Deutschland wird durch die Kriegsereignisse unterbrochen. Die Emigration ist aufgehoben und eine neue Illegalität beginnt.
Eine schwere Aufgabe ist zu lösen: unter den Bedingungen der deutschen Besetzung in einem fremden Land die illegale Organisation der deutschen Antifaschisten neu aufzubauen und den Kampf gegen das Hitlerregime zu führen. Das Mißtrauen der Bevölkerung gegenüber Fremden ist groß. Illegale Quartiere, Wohnun- gen und Postadressen sind schwer zu beschaffen. Die Widerstands- bewegung in den besetzten Ländern ist mit dem immer stärker werden- den Terror durch die Gestapo im ‚ständigen Wachsen. Nach langem Bemühen ist die Verbindung zu den illegalen Widerstandsgruppen in Dänemark , Holland , Belgien , Frankreich hergestellt. Denjenigen Deut- schen, die einigermaßen die Sprache des jeweiligen Landes sprechen, sind bald entsprechende Papiere als Dänen, Holländer, Norweger , Bel-
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