transportierten. Ein Teil der Schriften wurde verteilt durch eine Möbel-Auktions-Firma. Man legte die Flugblätter in heimliche Fächer und kleine Kommoden, welche dann weitergesandt wurden. Diese Verteilung mußte natürlich geschehen unter Beachtung einer mög- lichst geringen Verhaftungsgefahr. In Berlin wandte man eine eben- so einfache wie erfindungsreiche Methode an, welche es möglich machte, daß der Verteiler rechtzeitig verschwinden konnte. Es wurde z. B. ein Brett auf die Dachkante eines Hauses mitten in der Stadt gelegt. Das Brett wirkte wie eine Wippe. An dem einen Ende, gerichtet zur Straße, setzte man einen Korb, gefüllt mit Flugblättern und an dem anderen Ende einen Behälter mit Wasser, welches langsam herauslief und somit - die Balance verschob, so daß der Korb kippte und die Flugblätter in alle "Winde wehten.

Schwierige Verbindung in Berlin .

In den großen Siemenswerken in Berlin verkauften die Arbeiter eine Thälmann-Marke sowie Bilder von dem verhafteten Ernst Thälmann . Das Geld wurde zum Druck von Zeitungen und Flugblättern sowie für die Verteilung derselben verwandt. Bei dieserThälmannbefreiungskam- pagne wurden nur wenige von der Gestapo verhaftet. Eine Verhaftung in diesem Zusammenhang bedeutete für jeden einen sicheren und pein- vollen Tod. So verhaftete die Gestapo in diesen Tagen, als die Norweger in Berlin waren, einen jungen Mann, namens. Willi Deuchler. Wenige Tage nach der Verhaftung bekam die Mutter die nackte, furchtbar zu- gerichtete Leiche des Sohnes mit Zeitungspapier umwickelt ins Haus ge- bracht. Ragner Solheim hatte kurz darauf ein Gespäch mit dieser un - glücklichen Mutter.

Das Zusammentreffen mit den Mittelsmännern mußte so heimlich wie möglich geschehen. In der Regel wurden die Gespräche geführt wäh- rend die deutschen Verbindungsleute die Norweger in der Stadt herum- führten und ihnen die Sehenswürdigkeiten zeigten. In Berlin hatte Rag- nar Solheim z. B. einen Treffpunkt mit einem ihm nicht bekannten Ver- bindungsmann vereinbart. Zu einer bestimmten Zeit hielt das Auto Sol- heims an einem vorher vereinbarten Platz in Berlin . Er stieg aus, lüftete die Kühlerhaube und tat so, als ob er den Motor nachsehen wollte. Dies war das Zeichen. Der Verbindungsmann bestieg das Auto und sie fuhren weiter, bis die Verhandlungen abgeschlossen waren.

Die Gestapo ist auf der Spur.

Nach Rückkehr der Delegation gab Ragnar Solheim einen Bericht und brachte wichtige Informationen für das Komitee. Im Jahre 1938 wurde das Komitee aufgelöst und durch ein anderes, welches sichKomitee zum Kampf gegen Krieg und Faschismus nannte, ersetzt. Die Protokolle, Dokumente und anderes Material des Komitees wurden später, als die Deutschen nach Norwegen kamen, verbrannt. 1936 gelang es den Nazis, einigen Verbindungsleuten auf die Spur zu kommen. Peter Christensen wurde nach Flensburg gelockt unter dem Vorwand einer Verabredung

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