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eines Segelbootes anläßlich einer Flugschau im Kieler Hafen statt. Das Boot ankerte inmitten hunderter anderer Segelboote, die zu diesem Zweck in der Außenföhrde lagen. Als nach Beendigung dieser großen nazistischen Flugschau die Boote die Rückfahrt antraten, wurden die einzelnen Teilnehmer der bedeutungsvollen Sitzung beim Abstoppen des Bootes an den einzelnen Brücken nacheinander an Land gesetzt. Von

dort aus bestiegen sie Straßenbahn oder Omnibus, wobei die Verkehrs-

mittel noch mehrfach gewechselt wurden. Oft genug brachte dann das Fahrrad den einzelnen Funktionär an Seinen Wohnort zurück. *

In der Erkenntnis der furchtbaren Niederlage der deutschen Arbei- terklasse drang der Wunsch nach gemeinsamen Handlungen immer tiefer in die Reihen auch der sozialdemokratischen Freunde. Die Lehre der faschistischen Machtergreifung und das Maß der Opfer auf Seiten der so- zialistischen Bewegung waren hinreichend groß, um das gemeinsame Ver- ständnis zu fördern. Beide sozialistischen Lager begannen zu begreifen, daß es nur eine Alternative gab:

Entweder gemeinsam zugrunde zu gehen, oder im gemein- samen Kampf den Hitlerfaschismus zu besiegen,

Da sie sich in der Zielsetzung, die Niederlage der faschistischen Diktatur herbeizuführen, einig waren, konnte unter den gegebenen Umständen nur einheitliches Handeln den Erfolg verbürgen. Sowohl durch die Initiative der Werftarbeiter von Blohm& Voß in Hamburg , als auch in illegalen Besprechungen konnte eine vertrauensvolle Verbindung zur Leitung der illegalen sozialdemokratischen Gruppen in Hamburg und Kiel geschaffen werden. Durch Erfahrungsaustausch und gemeinsame Ausrich- tung auf eine politische Plattform konnte man insbesondere die Arbeiter, vornehmlich in den Betrieben, durch Schriftmaterial und persönliche Information gegen den Hitlerfaschismus in Bewegung setzen. Aus den Berichten der Gestapo ging hervor, daß durch die Aktivität der beiden Arbeiterparteien eine starke Beunruhigung im faschistischen Machtappa- rat erzeugt wurde. Der

Hunger nach Informationsmaterial

wuchs aber im gleichen Maße wie die Arbeiter ihre Agitation verstärkten. Diese Aktivität wachzuhalten, erforderte die regelmäßige Heranführung illegaler Schriften. Hektographierte Blätter, im Bezirk selbst hergestellt, reichten nicht aus. Es mußten neue Druckmöglichkeiten im Ausland ge- funden werden. Für die Wasserkante war die nächstliegende Möglichkeit Dänemark . Zum Zwecke der Lösung dieses Problems übernahm der damalige Arbeitersportler Willi Grünert(der jetzige Lizenzträger derHamburger Volkszeitung) den Auftrag, über den ebenfalls verbo- tenen Arbeiter-Seglerklub in Kiel ,

einen ständigen Wassertransport von in Dänemark gedruck- ten illegalen Schriften nach Schleswig-Holstein zu organisieren.

Diese Aufgabe war nicht so leicht, wie es heute scheinen möchte, denn die Boote des Arbeiter-Seglerklubs waren seitens der Polizeisicherge-

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