man ihn noch einmal, um ihn dann wieder freizulassen. Als aber die Nazis an die Macht gekommen waren, wurde der Unschuldige zu einem Täter gestempelt, der SA - Leute beschossen habe! Bis zum letzten Atemzug hat er um sein Leben gekämpft.
Sein letzter Brief ist dafür das beste Zeugnis: Absender: Tesch
Meine liebe Mutter,
nun ist es so weit. Eine Begnadigung ist abgelehnt, Wenn Du diesen Brief bekommst, dann lebe ich nicht mehr.
Liebste Mutter, ich bitte Dich, überwinde diesen Kummer um meinetwillen. Du mußt leben, um meine Unschuld ans Tageslicht zu bringen. Das ist mein letztes Vermächtnis an Dich. Du mußt es an den Tag bringen, was für ein gräßlicher Justizmord hier verübt wird. Ich habe heute eine Wiederaufnahme des Verfahrens durch den Rechtsanwalt einreichen lassen...
Der Rechtsanwalt wird Dir von meiner letzten Stunde berichten. Soeben erfahre ich, daß die Wiederaufnahme des Verfahrens abgelehnt wurde.
Lebe wohl, geliebte Mutter, die Uhr ist jetzt fünf, in einer halben Stunde hat mein Herz aufgehört zu schlagen; sei recht tapfer, ich bin es auch. Es küßt Dich herzlich Dein einziger Sohn Bruno."
Auch Walter Möller, der sich als Arbeiter immer sein Brot verdient hatte, schritt furchtlos dem Gerüst zu. Mit fiebernden Augen hingen die politischen Gefangenen, sich an die Gitterstäbe der Zellenfenster klammernd, an jeder Bewegung ihrer Kameraden, deren Leben da unten im Gefängnishof ein Ende gemacht wurde im Namen des Volkes". Obwohl die Gefangenen nach der dem Hof abgewendeten Seite untergebracht wurden, empfanden sie doch, in ohnmächtiger Wut, daß sie dem Morden der braunen Kanaille wehrlos ausgeliefert waren. Zähneknirschend schworen sie, die aufrechten Männer zu rächen, deren Blut in den Sand rieselte. Walter Möller starb wie seine Freunde im Bewußtsein des zum Recht erhobenen Unrechts.
Als vierter betrat der Schuhmacher Karl Wolf die Richtstätte. Ihn hatte das Sterben seiner Freunde nicht schwach werden lassen. Auch er kapitulierte nicht vor den Verderbern seines Vaterlandes. Erhobenen Hauptes ging er seinen letzten Gang. Dann packten ihn die Henker. Der Scharfrichter hatte mit jedem Hieb 400 RM verdient.
Widerstand bis zum letzten Atemzug! Noch während dieses scheuẞlichen Mordens demonstrierten gruppenweise Männer, Frauen und Jugendliche in den Straßen Altonas , die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auf die Hinrichtungen lenkend. Um der Verhaftung durch die Schergen des Dritten Reiches zu entgehen, traten sie an belebten Straßenkreuzungen auf, verschwanden, um an anderen Punkten der Stadt wieder
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