GREISENSCHICKSAL

Siebzigjährig, krank und schwach, Liegt im Bette Wilhelm Bach,

Als ihn nachts zu seinem Schrecken Aus dem Schlaf zwei Männer wecken. ,, Steh'n Sie auf, Herr Wilhelm Bach,

,, Folgen Sie sofort uns nach!" ,, Ach, ich kann nicht," ruft er aus,

,, Liege hier im Krankenhaus,

,, Weil mich Darm und Magen plagt,

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, Und das Herz schon fast versagt."

,, Nun, so werden wir Sie tragen," Hört man drauf die Männer sagen. Und sie legen brav und bieder Bach auf eine Bahre nieder. Ob's auch regnet wie mit Kannen, Schleppen sie ihn doch von dannen, Tragen ihn zum Zuge fort,

Denn er kommt zum Abtransport. Bringen ihn zum Güterwagen, Wo schon viele andre lagen. Mancher Jammer sich enthüllt,

Bis ein solcher Zug sich füllt

Mit Gesunden und mit Kranken, Die an Krücken mühsam schwanken. Schließlich kommt das Abfahrtzeichen

Und der Zug verläßt die Weichen.

Als erglüht das Morgenrot

Waren schon die ersten tot.

Später wurde angehalten

Dann auf den ,, Krepier- Anstalten"

Wie in Polen sie genannt

Und den Juden dort bekannt.

Pflege hat es nicht gegeben

Und kein Einz'ger blieb am Leben.

( April 1944)

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