MOTTO:
Ich sah heut tausend Menschen verstörten Angesichts, Ich sah heut tausend Juden, die wandelten ins Nichts. Im Grau des kalten Morgens zog die verfemte Schar, Und hinter ihr verblaßte, was einst ihr Leben war. Wohin wird man Euch führen, wo endet Euer Pfad? Sie wissen nur das Eine: Das Ziel heißt Stacheldraht. Und was dort ihrer wartet, sind Elend, Greuel, Not, Entbehrung, Hunger, Seuche, für viele bittrer Tod. Ich sucht in ihren Augen mit brüderlichem Blick, Erwartend tiefen Jammer ob solchem Mißgeschick. Doch statt Verzweiflung, Jammer, sah ich ein tiefes Mühn Und Haltung und Beherrschung aus ihren Augen glühn. Sah heißen Lebenswillen, sah Haltung und sah Mut, Dazu in manchem Antlitz, ein Lächeln stark und gut. Da hab ich, tief ergriffen, den Geist des Volks erkannt Das sich aus Not und Elend, Verbannung, Frohn und Haft Noch immer hat erhoben mit ungebeugter Kraft.
Ich sah heut tausend Menschen verstörten Angesichts Und sah beim Graun des Morgens den Strahl des eignen Lichts.
Von einem unbekannten Dichter
( Im Jahre 1942 durch Handzettel vertrieben)
3


