VORWORT

Eine Darstellung des Lebens im Konzentrationslager verlangt in erster Linie Wahrheit. Übertreibungen sind ebenso unnötig wie schäd­lich, die Tatsachen reden ohnehin eine eindringliche Sprache. In zweiter Linie soll die Darstellung lebendig sein, weshalb ich eine Reihe von charakteristischen Einzelschicksalen herausgriff, die Streiflichter auf die Zustände in ihrer Gesamtheit werfen.

Schließlich kam es mir auf Knappheit und Einprägsamkeit der Form an, und so wählte ich Vers und Reim als überlegene Darstellungsart. Ich kam im Januar 1944 nach Theresienstadt und blieb dort bis zum Juli 1945. Schilderungen von Vorgängen aus früherer Zeit oder aus anderen Lagern verdanke ich Berichten von Augenzeugen.

Ich war 66 Jahre alt, als ich nach Theresienstadt geschickt wurde. Der erste Eindruck ist auf mich so niederdrückend gewesen, daß ich fest überzeugt war, diesen Platz nicht mehr lebend verlassen zu können. Ich schrieb deshalb zunächst die Verse nieder:

In dieser Berge sanftem Kreis,

Wo soviel Tote ruhn,

Gedenk auch ich, ein müder Greis,

Den letzten Schlaf zu tun.

Wen soviel bitt'res Leid erfaßt,

Der fragt nicht mehr: Warum? Ihn macht des Weges letzte Rast Bescheiden, still und stumm.

Er weiß, daß Sonne, Regen, Wind. Läẞt sprießen Gras und Laub, Und daß stets neues Leben rinnt Aus Asche, Schutt und Staub.

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