du ge­wischen ode, der

Sechstes Kapitel STANDRECHT 1942

doch er­Zeit, die röpft, ist

rmorgen

genüber­

27. Mai 1943.

Es war gerade vor einem Jahr.

"

Sie führten mich von der Vernehmung hinunter ins Kino". Das war die tägliche Pilgerfahrt des Vierhunderters": zu Mittag hinunter zum Essen, das vom Pankrác gebracht wird, und nachmittags wieder zurück in den vierten Stock. An diesem Tage aber kehrten wir nicht mehr zurück.

Man sitzt und ißt. Die Bänke voll von Häftlingen, mit Löffeln und Kauen beschäftigt. Es schaut beinahe menschlich aus. Wenn sich alle, die schon morgen tot sein werden, in diesem Augenblick in Skelette verwandelten, so würde das Klingen der Löffel und Steingutgefäße mit einem Male im Rasseln der Knochen und trockenen Klappern der Kiefer untergehen. Aber davon hat noch niemand eine Ahnung. Jeder versorgt mit Appetit seinen Körper, daß er noch Wochen, Monate, Jahre am Leben bleibe.

Fast hätte man sagen können: ein Festmahl. Dann plötzlich ein heftiger Windstoẞ. Und wieder Stille. Nur an den Gesich­tern der Aufseher konntest du vielleicht merken, daß etwas los war. Und dann schon deutlicher daran, daß sie uns auf­riefen und zur Abfahrt auf den Pankrác bereitstellten. Zu Mittag! Das ist noch nicht dagewesen. Ein halber Tag ohne Ver­nehmung, wenn du schon erdrückt bist von Fragen, auf welche du keine Antwort hast das ist wie ein Geschenk Gottes. So scheint es. Aber so ist es nicht.

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Auf dem Gang begegnen wir General Eliáš. Er hat aufgeregte Augen, bemerkt mich, und in dem Dickicht der Aufseher flüstert

er:

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Standrecht.

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