mich und wieder Schläge und wieder ,, Sprich, sprich, sprich!" und ich kann noch immer nicht sterben. Mutter, Vater, warum habt ihr mich so stark gemacht?
Nachmittag. Fünf Uhr. Alle sind schon müde. Die Schläge fallen jetzt nur mehr selten, in langen Intervallen, das ist nur mehr Trägheit. Und auf einmal aus der Ferne, aus unermeßlicher Ferne tönt eine friedliche, ruhige Stimme, sanft wie eine Liebkosung:
- Er hat schon genug!
Und dann sitze ich, und der Tisch vor mir versinkt und taucht wieder auf und irgend jemand gibt mir zu trinken und irgend jemand bietet mir eine Zigarette an, die ich nicht halten kann, und irgend jemand versucht, mir die Schuhe anzuziehen, und sagt, daß es nicht mehr geht, und dann werde ich halb geführt und halb getragen, die Treppen hinuntergeschafft, ins Auto, wir fahren, irgend jemand zielt wieder mit der Pistole, es kommt mir lächerlich vor, wir begegnen dem weiß bekränzten Straßenbahnzug, dem Hochzeitszug, aber vielleicht ist das alles nur ein Traum, vielleicht ist das alles nur Fieber oder das Sterben oder wenigstens der Tod selbst. Denn das Sterben ist doch schwer, aber das ist nicht mehr schwer oder überhaupt irgendwie, das ist leicht wie eine Flaumfeder, nur noch ausatmen und alles ist vorbei.
-
Vorbei? Noch nicht, noch immer nicht. Jetzt stehe ich doch wieder, wirklich, ich stehe, allein, ohne fremde Hilfe, und knapp vor mir ist eine schmutziggelbe Mauer, bespritzt womit? Anscheinend ist es Blut... ja, es ist Blut, ich hebe den Finger und versuche, es zu verschmieren... es geht, es ist frisch, es ist mein Blut...
Und irgend jemand schlägt mich von hinten auf den Kopf und befiehlt mir, die Hände zu heben und Kniebeugen zu machen; bei der dritten falle ich um...
Ein langer SS- Mann steht über mir und stößt mich, daß ich aufstehen soll; wie überflüssig das ist; wieder wäscht mich jemand, wieder sitze ich, irgendeine Frau gibt mir eine Arznei und fragt, was mir weh tut, und da scheint mir, als ob aller Schmerz im Herzen sei.
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