Blut und Eisen zu Ende— und bald werdet ihr All- mächtigen von gestern auf den Abfallhaufen der Ge- schichte gefegt sein! So ungefähr sprach der allein gebliebene Häftling im leeren Verhandlungsraum flüsternd und versunken in sich hinein, die Augen eine Zeitlang erschüttert in der hohlen Hand verborgen und den Ellbogen auf das Knie gestützt.... Allmählich kehrten seine Gedanken wieder zu seiner Umgebung zurück. Er sah auf, sah sich um und bemerkte tatsächlich sich selbst als den Letzten, der noch auf dem Platze verharrte— er, der nach landläufiger Art eigentlich zuerst die Berechtigung gehabt hätte, das Hasenpanier zu ergreifen. Noch länger dazubleiben und dem Narrenspiel einer solchen Verhandlung zu folgen, konnte niemand von ihm verlangen. Nein, er dankte fürwahr mit leiden- schaftlicher Entschiedenheit für alle weiteren Wohl- taten der Nazijustiz... von ihm aus konnte nun seelen- ruhig der Vorhang über dieser grotesken Szene fallen. Hatte ihm das verlogene Urteil eines Gerichtes noch etwas zu sagen, das sich zum willigen Werkzeug der Unterdrücker erniedrigte? Mit diesem Entschlusse wandte er sich um und ergriff die Türklinke—— in seine Züge stieg plötzlich wieder eine Kraft, ein Wille, der nicht mehr zu schwanken bereit war. Die Lippen flüsterten, wie einst sein engerer Lands- mann Herwegh, der Schwabe: ‚Hinweg die feige Knechtsgebärde, zieh mutig in die Welt hinaus....“ Und mit der Entschlossenheit eines Dompteurs verließ er den öde gewordenen Saal, kam in den Vor- raum, der gleichfalls menschenleer war— und betrat nun den freien Gang, der zum Treppenhaus hinüber geleitete. Aber da— seht an— da löste sich aus der Nische des ersten Fensters eine schlanke, jugendliche Gestalt und kam mit scheu erhobenen Händen auf ihn zu. Leid- erfahrene, doch zugleich freudig-heiße Augen richteten sich mit einem Ausdruck tiefster Spannung auf ihn.... Einen Moment lang zuckte der bisherige Gefangene zu-