VORWORT. Geschichte ist und wird immer bleiben das erschüt- terndste Epos, das zu verzeichnen ist— die kürzlich verflossene Zeit deutschen Lebens insbesondere. Einen: guten Teil der Vorgänge, welche die letzten Jahre der Hitlerei kennzeichneten, jedoch der großen Menge des deutschen Volkes leider verborgen geblieben sind, hat der Verfasser versucht, in den folgenden Seiten einzufangen. Hierzu wäre zu sagen: Nach jedem herben Schicksalsschlage kommen bei uns wie bei anderen Völkern, fast mit Naturnotwendigkeit, Auslassungen zu Worte, die wie Anklagen wirken. Auch das vorliegende Buch wird eine solche Wirkung aus- lösen... ja, der Verfasser glaubt sogar schon die Kritik sich dahin aussprechen zu hören: Das Werk schwelge in Kraßheiten! Zwar fördere das Leben solche zutage, das sei richtig; aber der Schriftsteller dürfe sie den Lesern nicht vorsetzen.... Dahingegen sei betont: Falls es sich um eine reine Dichtung handelt, mag der Kritiker mit seinem Urteile recht haben. In den nachfolgenden Seiten ist jedoch etwas anderes— darf man gar sagen: Mehr?— beab- sichtigt, nämlich: Es soll darin als übergeordnetes Prin- zip die Pflicht vorwalten, schonungslos wie ein Chirurg den Herd einer Wucherung freizulegen, und hiermit auf- zudecken, wie weit und wie tief das Übel sich entwickelt hat, damit dem Kranken und seiner Umgebung kein Zweifel über die Schwere des Falles verbleibt. Gewiß ist der Grimm die Wurzel aller Dinge, um mit Jakob Böhme zu sprechen. Aber keine einzige Zeile dieses Buches ist im entferntesten von antideutscher Gehässigkeit diktiert. Vielmehr liebt der Verfasser sein Vaterland so ehrlich über alles, daß aus ihm nichts anderes als vollste Erbitterung über den verbrecherischen Dilettantismus sprechen muß, der das Leid dieser Jahre über uns alle, die wir deutsch empfinden, herbeigeführt hat. as