-
558
Gedanken der Richtenden dem beruflichen Tun, und ihre Augen schienen nur zu fragen: wie steht es draußen? Die dunkle Ahnung, vor einer Zeitwende zu stehen, schien sie ausnahmslos zu erfüllen. Eine zitternde Spannung war es gewissermaßen, die für jeden geübten Blick über den Köpfen des Kollegiums schwebte.
Um so kaltblütiger dagegen blieb Bert, zumal ihm das erneute Durchkauen seiner so grenzenlos albernen Beschuldigung bereits anzuwidern begann... er zeigte dem Saal nur seinen herb geschlossenen Mund, den hin und wieder ein kurzes bitteres Lächeln überflog. Voll des ganzen in den langen Jahren angesammelten Grimmes dachte er im stillen: wie schwach steht ihr doch auf euren politischen Stelzbeinen, ihr Armseligen, daß euch der Fieberhauch des nahen Untergangs schon so merkbar berührt! Noch ist euch zwar das hohle Pathos der Hitlerei eigen, aber keine Spur herzhaften Mutes mehr....
Sobald eine Frage von Gewicht an ihn herantrat, blieben seine gesammelten Züge unbewegt. Das Flammen seines Inneren verbarg er gleichsam unter einer Decke von Eis. Nur seine Gestalt schien gewachsen, die gewohnte Güte war aus seinen klaren Augen gewichen. Herrisch, kalt und voll Spott streiften seine Blicke das Bild vor ihm, lauschte sein Ohr dem Frage- und Antwortspiel der Verhandlung.
Eine gute Stunde verrann dabei, vielleicht auch eine zweite. Der Angeschuldigte sprach während dieser Frist das Allerwenigste.... Der Präsident mochte wohl als Menschenkenner im Innern des Beschuldigten lesen, der sich mit so deutlicher Verachtung den wenigen Rechtsmitteln verschloß, die ihm zur Verfügung standen. Mit einem halben Lächeln und einer den Argwohn Berts erst recht erweckenden Höflichkeit im Blick wandte er sich deshalb an ihn mit der Frage:
Warum haben Sie uns nicht mehr zur Sache zu sagen, Angeschuldigter?" Und heuchlerisch setzte er hinzu: ,, Sie können ruhig selbst vorbringen, was zu Ihrer Entlastung dient!" Freilich hätte er gleich ergänzen können: was Sie auch immer vorbringen, ist natürlich