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Gleichzeitig lauscht er an der hohen Tür zum Saal und wirft rasch einen Blick durch den etwas geöffneten Spalt hinein... ,, Paß auf! I' moan alleweil, wi' könn' baldig mit der deinigen Verhandlung rechnen...."
Und richtig: gleich darauf ging die Tür auf. Zwei Verurteilte, je von einem Beamten geführt, kamen heraus, blutjunge Burschen noch, aber die Gesichter bereits von Gram zermürbt und in den Augenwinkeln Tränen.... Ihr Blick ging wie fassungslos geradeaus, als wäre ihnen jedes Verständnis abhanden gekommen für das, was eben mit ihnen geschehen war. Und ihre beiden Begleiter flüsterten dem neugierigen Türschließer zischelnd ins Ohr: ,, Tschechen beides wiederum zwei Todesurteile! Leb' wohl, Alter, wir führen die Leute so rasch wie möglich ab, es ist nicht mehr recht geheuer draußen. Damit gingen sie weiter, die Verurteilten in ihrer Mitte.
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,, Arme Teufel!" brummte der Stadelheimer Beamte. , So jung noch... was verstehen sie denn von solchernem Kram?"
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Aber sein egoistischer Kollege stieß ihn derb an. ,, Ach was, diese beiden Lumpen werden nach einem Vierteljahr, bis das Urteil vollstreckbar wird, sicherlich auch noch am Leben sein aber ob wir von uns das gleiche sagen können, ist noch sehr die Frage, so steht es doch!"
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Bert sah den beiden Burschen schmerzlich bewegt nach und mußte an seinen zu Gott eingegangenen Zellengenossen, den Professor aus Prag, dabei denken, den vor Jahren ein gleiches Los getroffen hatte... welche Fülle von Todesurteilen mochte seit der gerechten Vergeltung an Heydrich, dem ehemaligen Gestapochef, schon ausgesprochen und welche Hekatomben an Hinrichtungen im ganzen Reiche vollzogen worden sein?! Und die meisten der Unglücklichen waren nur solche gewesen, die aus Liebe zu ihrem ausgeplünderten Vaterlande sich zur Auflehnung entschlossen hatten.... Dankt Gott, ihr beiden jungen Burschen, daß euer Urteil erst zu einem Zeitpunkte gefällt wurde, da seine Vollstreckung kaum mehr eintreten dürfte!