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Bert seinerseits aber staunt, daß der Mann in Gegenwart eines Häftlings einen noch immer reichlich gewagten Scherz verzapft. Immerhin öffnet die groteske Begrüßung dem etwas steifnackigen Türschließer den Mund- und brummig gibt er zur Antwort, sich reserviert zum Hochdeutsch zwingend:
,, Hm- m, leicht gesagt: Heil Moskau! Aber eigentlich könnte man es uns kaum verdenken, verstehst du- bei unserer Entlohnung und dem geringen Futter... schau, jetzt sieht man endlich sonnenklar in das Getriebe bei uns: bisher hat der Führer all die Jahre hindurch aus jedem Lande, das unsere Truppen überwältigten, frischen Proviant an Lebensmitteln und Ausrüstungen für die Truppen herausgeholt. Nur zu solchem Zwecke haben wir die reichen Länder der Reihe nach abgewürgt; erst das behäbige Dänemark, dann Frankreich mit seinen Schätzen, dann Norwegen mit seinem Fischreichtum, dann das kostbare Holland und Belgien nicht minder und schließlich den gesamten Balkan mit Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Griechenland... alles, was man uns vorgeschwatzt hat an anderweitigen Gründen, ist natürlich reiner Humbug gewesen, wie so vieles andere! Durch diese Zugriffe bis zum Weißbluten der Länder ging es mit unserer eigenen Ernährung noch so leidlich ab doch mit dem verteufelten Kriege
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gegen Rußland, wo Hitler auf mächtige Bestände zu stoßen hoffte, hat's ein dummes Ende genommen. Durch eine wüste Öde von Steppen und Sümpfen sind wir in einen verdammt großen Kühlraum voll Eis und Schnee geraten... und seitdem geht's mit uns rapide abwärts, von Monat zu Monat merklicher."
,, Na, na, mei' Liaba, geh zua!" Der Kollege klopft ihm vielsagend auf das Bäuchlein, das sich durch die knappe Uniform hübsch rundlich bemerkbar macht.
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,, Oho!" verteidigt der andere eifervoll seine Beleibtheit,, wenn ich nicht mein kleines Gärtchen hätte, und meine Frau nicht vom Lande wäre, von wo man ja immer noch Kleinigkeiten hinten herum bekommt, dann würde ich freilich nicht mehr so ausschauen, prost Mahlzeit!"