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,, Sie können gar nicht verurteilt werden, wohlver­standen, dem Gesetz und der bisherigen Rechtsprechung nach. Zwei Argumente von Gewicht, die ich im Plaidoyer ausführen werde, sprechen absolut dagegen... immer­hin, Herr Oberst, was auch immer vorgebracht werden mag: entscheidend ist leider nur das, welche Stellung Berlin zu Ihrer Person eingenommen hat und durch den Mund des Staatsanwaltes aussprechen läßt. Seinem Antrage folgt der Senat unweigerlich und käme Ihnen schon sehr entgegen, wenn er das Strafmaß, das jener eventuell beantragen wird, gebührend ermäßigt...."

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,, Und Ihr Einfluß, Herr Rechtsanwalt, ist also jetzt" völlig unbedeutend geworden?"- ,, Es ist nicht an­ders" flüsterte sein Besucher mit bitterer Miene, er, der Parteigenosse: ,, Aus Rechtswahrern hat man uns zu regulären Unrechtswahrern gemacht Sache... aber Stillschweigen bitte!"

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so liegt die

,, Hat denn überhaupt angesichts der militärischen Lage die ganze Verhandlung noch einen Sinn?"

Der Verteidiger zuckte die Achseln. ,, Sie sehen doch: trotz alledem kein Ende! Die Tragödie des Wahnsinns und der Kurzsichtigkeit muß also vollends bis zum blutigen Abschlusse weitergespielt werden.... Und was Sie selbst betrifft: wie auch die Verhandlung ausgehen möge, frei würden Sie ja auf keinen Fall, das ist Ihnen sicherlich bewußt...."

Sein Klient nickte, und der Anwalt nahm Abschied von ihm. Damit war die kurze Besprechung zu Ende. Bert ging in seine Zelle zurück, um sich für den nächsten Tag vorzubereiten. Die erbetene Feder, Tinte und Papier für einige schriftliche Fixierungen wurden ihm verweigert.

Aber das tat weiter nichts. Fest stand jedenfalls: der Zufall mag ein guter Dramaturg sein. Aber weit über seinen Machtbereich hinaus muß es oftmals Verkettungen von geheimnisvoller Größe geben, die bestimmte Men­schen in Zusammenhänge von einer Drastik zu bringen wissen, wie sie kein Shakespeare packender sich aus­denken konnte.

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