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,, Die Geschichte ist nicht sentimental und wehe dem, der sich selbst sen­timental nimmt!"

Oswald Spengler

in

, Jahre der Entscheidung'

DEM ENDE ENTGEGEN.

In Berts Gefängnis wurde inzwischen die Kost von Tag zu Tag problematischer, zumal auch die Zu­teilungen an die gesamte Bevölkerung ständig kärglicher wurden. Bald konnte der Deutsche mit Hamlet aus­rufen: Ich esse Luft, ich werde mit Versprechungen gestopft, man kann einen Kapaun nicht besser mästen!'

Die Gefangenen schabten bereits vor wühlendem Hunger mit spitzigen Arbeitsmessern den Schmutz aus den Ritzen der Tische und des Fußbodens heraus und verzehrten ihn ohne Ekel... so weit war es schon gekommen! Aber konnte Bert auch nur ahnen, was inzwischen im Kz- Lager Dachau seinem Dachau!- vor sich ging? Konnte er sich ausmalen, welche unsag­bar grauenhaften Experimente nun der dortige Lager­arzt mit Häftlingen vornahm übrigens auf Betreiben deutscher Forschungsinstitute vornahm, zur Schande deutscher Wissenschaft sei es gesagt-? Und wußte er weiterhin, daß unter den schon vom Hunger zum all­mählichen Wahnsinn getriebenen Häftlingen bereits Kannibalismus ausgebrochen war, zunächst in einzelnen Fällen, aber mit deutlich erkennbarer Tendenz zur Verallgemeinerung... daß es also dem Wirken der SS. gelungen war, aus den ihnen zur Betreuung übergebenen Menschen reguläre Menschenfresser aus Not zu machen?

Freilich hatte im großen Weltgeschehen nunmehr der Krieg ein wahrhaft rasantes Tempo angenommen, schier als wollte die Erdachse sich heiß laufen. Spürbar ging ein Zittern und Wanken durch den Riesenbau des Dritten Reiches. Und alle weiteren Maßnahmen der Hitlerei sahen schon mehr einer Vorbereitung zum Harakiri ähnlich als sachgemäßer Verteidigung. Bert