— 540— sondern eine höhere, ausgleichende Gewalt, die stärker war als sie. Die Folgen?.— Pah, den ganzen Sturz will sie fühlen, restlos, aufrechten Geistes bis zum grausigen Ende— und in diesem bittersten und schwersten Entschlusse ihres ganzen Daseins, dieses Lebens, das bisher nur Herzens- güte und Aufopferung gekannt hatte, blieb sie gefaßt und still, nur ganz unmerklich am Körper zitternd wie Espenlaub im Morgenwind. Sie traf den Gesuchten bei Tisch in der Kantine, zwischen den zwei Brüdern der Feranitruppe sitzend und wie gewöhnlich über verschiedene Tische hinweg das große Wort führend. Als er sie eintreten sah, sprang er auf, mit freudig gespannter Miene, vor den anderen so tuend, als ob er sich nun am Ziele wähne. Trotzdem flackerten seine Augen unruhig und musterten argwöhnisch ihre Miene, als er den veränderten, leidenden Ausdruck in ihr be- merkte.... Sie aber hatte sich in der Gewalt. Während jede Fiber in ihr vor Erregung zitterte, zwang sie sich zu einer ruhig-ernsten Begrüßung der Bekannten rings- um. Erst als sie ihm, der sie an der Hand ergriffen hatte, zum Tisch folgte, trat in ihre Züge etwas, das sich nicht gut beschreiben läßt: etwas Totes, Starres, bei aller Schönheit Grauenvolles—— Seine Aufforderung, sich an den Tisch zu setzen, überging sie und blieb stehen, ihre Handtasche vor sich mit beiden Händen haltend und auf den Tischrand stellend.... Wer von der Rivalität um sie wußte— und das waren ja nahezu alle im Zirkus— sah begierig auf ihr Verhalten zu Luigis unverfrorener Zudringlichkeit. Ifina spürte die Blicke auf sich. Sie richtete sich ein wenig auf und sprach mit einer Stimme, die so hell klang wie Frost, den Korsen an: „Ich bin nur gekommen, um von Ihnen zu hören, ob Sie die Gemeinheit ausgeführt haben, Luigi Ferani, die Sie mit Ihren Redensarten oft genug andeuteten.— Sie wissen, was ich meine....“ Der Ernst in ihrer Stimme machte ihn besorgt. Seine Siegesstimmung war