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dröhnenden Fall des Beils der Guillotine und alle seine sonstige Seelenruhe war dahin; denn diese Hinrichtungen waren ja nichts anderes als ein Mord von Staats wegen. Auch jene drei jungen Studenten- ein Mädchen unter ihnen, die Geschwister Scholl, die sich erkühnt hatten, Flugzettel zu verteilen und an öffentlichen Mauern der Stadt den Spruch zu malen:, braune Köpfe werden rollen nach dem Krieg', mußten auf dem Schafott von Stadelheim ihr blühendes Leben lassen, ein erster Stoẞtrupp der Freiheit, der sich entschlossen selbst zum Opfer brachte, wie es stets unumgänglich war und bleiben wird, wo irgendwo Breschen geschlagen werden müssen. Und wieviel andere Tapfere mögen im Norden oder Westen des Reiches ihnen vorangegangen oder nachgefolgt sein...?
Nach solchen Stunden war Bert von Herzen dankbar, daß im Garten der Strafanstalt eine Kirche stand und alle Sonntage in ihr Gottesdienst stattfand.... Niemand, der es nicht selbst kennengelernt hat, kann ermessen, welchen Trost es für den Inhaftierten bedeutet, daß jemand zu ihm kommt, der im Besitz des furchterregend klirrenden Schlüsselbundes ist und dennoch ihn mit, lieber Freund' anredet, als Vollmensch behandelt und ihm die Hand drückt, wie es ausschließlich der Geistliche tut; statt ihn wie gewöhnlich mit, alter Lump' oder ihr Halunken' anzubrüllen und stramm stehen zu lassen.... Jeder solcher Besuch in seiner Zelle der einzige den er dort erhalten darf ist ihm eine seelische Massage mit schmerzlinderndem Balsam. Und wieviele sind in Tränen aufgelöst, selbst verhärtete Gemüter, wenn der Geistliche sie verläßt oder den Gottesdienst schließt.
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Angenehm war in Stadelheim die Erlaubnis, einmal wöchentlich durch seine Angehörigen ein Paket mit I kg Brot und 1 kg Obst empfangen zu können, sofern man sich noch in Untersuchungshaft befand oder- Todeskandidat war. Nur wurde Bert die Freude dadurch vergällt, daß er zur Entgegennahme mit einer großen Zahl Verhärmter antreten mußte, denen ihre Verwandten