-532­

-

-

Nächten, wenn ich vor jagenden Gedanken nicht schlafen kann, das entsetzliche Gerät arbeiten, das Gebimmel des Sterbeglöckchens und hernach den dumpfen Fall des zentnerschweren Beilmessers unwillkürlich malt sich dabei die Phantasie die grauenhafte Szene aus: das Anschnallen der Opfer am Brett, das schon besudelt ist, einen der sich sträubenden Lebensdurstigen nach dem anderen; das Waten im Blute der Vorgänger, da man ja immer eine Anzahl zusammenkommen läßt, damit es wie letzthin ein zartsinniger Aufseher zu mir sagte ein, Aufwaschen' gäbe.... Und deshalb grinst einen auch das blinde Fenster der Baracke wie der eisige Blick der Gorgo an ach, pfui Teufel, gegenüber einer solch viehischen Art der Hinrichtung ist ja der Strick oder noch mehr der vielgeschmähte Genickschuß eine wahre Wohltat!"

-

-

Mit bitterem Lächeln nickte Marwitz zu Berts em­pörten Worten, faßte dann dessen Arm in seiner im­pulsiven Weise und flüsterte: ,, Nun glauben Sie aber beileibe nicht, daß sich die Nazi- Justiz mit der Hin­richtung allein etwa zufrieden gäbe... oh, weit gefehlt! Sie verlangt auch noch, daß eine solche Staatsfürsorge von den Hinterbliebenen in bar bezahlt wird; recht hochbezahlt werde sogar, gegen fünfhundert Mark im allgemeinen pro Köpfchen... ja, ja, Gründlichkeit ist der Bande nicht abzustreiten! Und sollte der Betrag -Gott behüte nicht pünktlich erlegt werden können, na, so schreitet man eben rücksichtslos zur Pfändung, damit das Andenken des Unglücklichen bestimmt dem Familienkreise für dauernd erhalten bleibe.... Wie un­sagbar schäbig ist doch solch ein Verhalten- oder besser gesagt, wäre es zu nennen, wenn es nicht noch viel stärker der Ausdruck einer Herzlosigkeit sondergleichen wäre!"

-

Späterhin, als Bert wieder aus der Psychiatrie als geistig und seelisch normal entlassen worden war, seine frühere Zelle und seinen alten Arbeitsplatz von neuem bezogen hatte, da mußte er oft genug das ominöse Glöckchen läuten hören, bald gefolgt von dem dumpf