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Häftling belegt, der Kunsthändler Marwitz aus München, dessen Prozeß um den, Goldschatz von Sirac' vor rund einem Jahre viel Staub aufgewirbelt hatte. Wie es damit auch stehen mochte, Bert fand jedenfalls in ihm einen klugen, urteilskräftigen Begleiter während der Frei­stunde im Hof, sowie beim Auf und Ab im Wandel­gange. Für dessen lange Gestalt war freilich auch die hier reichlichere Kost noch weitaus unzureichend. ,, Ver­gessen Sie nicht", klagte Marwitz ,,, daß schlechte Er­nährung ein ziemlich rasch wirkendes Gift ist, schlechte Behausung dagegen ein langsam wirkendes Gift für den Körper....

Um ihn abzulenken, erzählte ihm Bert von dem furchtbaren Luftangriff, den er in der Löwengrube' erlebt hatte- und setzte hinzu: ,, Wie erbärmlich hilflos ist doch der ungeschützte Menschenleib den mörde­rischen Giganten der Technik ausgeliefert!"

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Marwitz nickte ernst und ergänzte: ,, Gedulden Sie sich nur, in kurzer Zeit werden die blühenden Land­schaften unserer Städte zu katalaunischen Gefilden um­gewandelt sein! Die große Frage ist nur: was wird dann, wenn wir aus der Schicksalsflut dieser ungeheuren Katastrophe wieder auftauchen werden? Es dürfte doch kaum ein anderer Stecken zu finden sein, an dem man die Rebe unserer Hoffnungen wird anbinden können als die Großmut unserer jetzigen Feinde?!"

Bert, der sich die neue Zeitung vorgenommen hatte, wandte sich nun an ihn: ,, Wissen Sie, was mich am meisten von den Nazis empört? Daß dieser despotische Klüngel voll Unverfrorenheit sich anmaẞt, stets im Namen des deutschen Volkes zu sprechen und seine verbohrten Faxen als die Meinung der deutschen Ge­samtheit hinzustellen...."

,, Glauben Sie denn", stimmte Marwitz ihm zu ,,, es ginge mir anders, wenn ich in diese Schlammflut von Schmähungen und Lästerungen hineinsteigen muß, die sich heute unsere Presse nennt, das heißt vielmehr das, was solch ein Schreiberling von Goebbels Gnaden sich an verlogenem und verbogenem Gewäsch aus den