-

- 514

-

Leiter eines Bankhauses am Place Vendôme , das Bert gut bekannt war.

Der Pariser war allzu unverhohlener Abneigung gegen die Hitlerei angeschuldigt, wobei er lachend be­kannte: ,, Die Offenheit wird bekanntlich unter dem Hakenkreuz am höchsten besteuert nämlich bargeld­los: mit dem Entzug der Freiheit auf ein paar Jährlein, aber das darf einem nicht das Rückgrat brechen, ver­stehen Sie?!"

--

Für Bert war nun schon nahezu ein halbes Jahr seit seiner Verhaftung in Budapest verflossen. Er richtete daher einen Antrag an seinen Untersuchungsrichter, den Prozeß gegen ihn zu beschleunigen, in der festen Auf­fassung, daß die Verhandlung zu seinem Freispruch füh­ren müsse... eine Antwort wurde ihm nicht zuteil. Und allmählich kam es, daß er das Empfinden für die Zeit völ­lig verlor, so wie sie ihn verloren zu haben schien. Auch der Schlaf blieb vielfach aus, jener stille, dunkle Kahn, der den Menschen mit friedlicher Eile ans Ufer eines neuen Tages bringt... jawohl, eines Tages- aber was be­deuten schon die Tage für einen, der ziellos ins Ungewisse hinein leben muß? Es belebt ja kaum ein fesselnder Farbenfleck das monotone Grau der Wände, die ihn umgeben

Nur ein Brief der guten treuen Schwester erreichte ihn, nachdem sie über die erste Verzweiflung ob seiner erneuten Gefangenschaft hinweggekommen war. Sie schrieb ihm unter anderem auch: ,, Tröste Dich nur, Bertie, denn in welcher Hinsicht sind wir jetzt draußen besser gestellt als Ihr in der Haft?"

Schon ein solcher Passus war aber gefährlich zu äußern angesichts der ständigen Briefzensur und der geltenden Rechtspflege, die bereits darin einen straf­baren Fall von ,, Heimtücke " gegen das Regime erblickte ein wundervoll dehnbarer Gummiparagraph zunutzen der Despoten. In Dachau bekäme der Empfänger eines solchen Briefes, obwohl er an der Abfassung schuld­los sein würde, unfehlbar die beliebten, 25' auf die Kehr­seite, damit er seine Angehörigen fürderhin besser instru­

-