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fängnisses trat bei ihm ein und verlas mit dürren Worten den Beschluß der Reichskanzlei in Berlin , womit das Urteil wie zu erwarten stand bestätigt wurde.

, Halten Sie sich infolgedessen für morgen früh um vier Uhr bereit, verstanden? Ich hole Sie selbst zur Vollstreckung ab.... Haben Sie den Wunsch, geistlichen Zuspruch zu erhalten?"

Durch stummes Kopfnicken gab der Todeskandidat seinen bejahenden Willen kund, blaß wie die gekalkte Wand hinter ihm, aber gefaßt und ohne Erregung. Nun ist sein Wähnen, Schwanken und Begehren vorbei, er ist in die schmale düstere Pforte der Gewißheit ein­getreten wohl ihm!

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, Gut", erwiderte der Beamte gelassen. ,, So wird Sie in einer Stunde der Kaplan des Hauses aufsuchen und die Nacht mit Ihnen verbringen! Sie dagegen", der Verwalter wies auf Bert ,,, folgen mir nunmehr in eine andere Zelle!"

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Zum letzten Male umarmte Bert den vom Leben scheidenden Freund und preßte ihm die eiskalt geworde­nen Hände. Es war ein karger, überstürzter Abschied für immer wieder ein Blutopfer mehr auf dem un­ermeßlichen Altar, den das Dritte Reich für sein Macht-­gelüste in Europa aufgerichtet hatte-- freilich: hätte Bert schon damals gewußt, wieviele Landsleute seines dahinscheidenden Gefährten er noch vor dem gleichen bitteren Gang ins Ausweglose sehen und sprechen würde, er hätte wohl kaum gewußt, was er sich antun sollte.

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Der Zellenwechsel brachte ihn nun in die Gesellschaft eines Grafen Stürgkh, Abkömmling eines alten steyri­schen Geschlechtes, der monarchistischer Umtriebe zu­gunsten Kaiser Ottos bezichtigt wurde- ein stiller, in sich gekehrter Mann von vornehmer Gesinnung und Lebensart, dazu recht belesen, was Bert angenehm war... sowie eines Bankiers aus Paris , doch von Wiener Abstammung, klein von Wuchs und voll sprühenden Temperamentes,

33 Conrady, Amokläufer.