wartete... Es handele sich um einen ‚bessern. Herrn‘, dem er, der Aufseher, gern einen ebenbürtigen Gefährten, der allein sei, beigeben möchte, um ihm Gesellschaft zu leisten und einen eventuellen Selbstmord des Köpflers zu verhindern.
Nach einigem Schwanken sagte Bert zu und lernte zu seiner Überraschung in dem Leidensgenossen einen böhmischen Professor der Universität Prag kennen, der an der- Widerstandsbewegung seines Volkes gegen die Vergewaltigungen durch die SS. aktiv teilgenommen hatte. Als Mann von Geist und Erfahrung hatte er sich mit seinem bitteren Los schon einigermaßen ab- gefunden und las Bert, nachdem sich beide rasch an- gefreundet hatten, aus einem Buche über die französische Revolution laut vor, was Danton einst in flammender Rede vor dem Tribunal ausgerufen hatte:
‚Meine Wohnung ist bald im Nichts, mein Name aber wird ins Pantheon der Geschichte eingehen. Hier ist mein Kopf, er steht für alles! Das Leben ist mir zur Last. Es verlangt mich, seiner ledig zu werden....“
„Denn schauen Sie‘, fuhr der Professor umher- deutend fort: ‚diese‘ dürftige Zelle, diese kleinen ver- gitterten Fenster, diese verrammelte Tür— sind sie nicht eigentlich symbolisch für unsere gegenwärtige Zeit der Hitlerei?— Genau so erbärmlich ist es heute mit dem Lebensstandard bei Jung und Alt bestellt; genau so wenig Licht und Luft bekommen sie alle draußen für ihr Hirn, das ihnen verblieben ist; und ebenso ver- schlossen sind ihnen alle Türen zur freien Bewegung und Gesinnung—— Aber ich, ich schäme mich, daß ich es nicht fertigbringe, mit jener heiteren und festlichen Unerschrockenheit dem Tode entgehenzusehen, wie sie einst die französischen Weltleute im Tempel ausge- zeichnet hat!“ 5
„Nun—“ gab Bert tröstend zu bedenken, ‚wenn wir wirklich die Ewigkeit vor uns haben, was bedeutet es da groß zu leben oder in den Tod zu gehen? Und wie rasch würde unsere irregeleitete Jugend vom Neuheidentum bekehrt sein, wenn sie statt des unablässigen Feuerwerks


