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von hohlen Reden einmal die Kehrseite des Systems ‚au fond‘ kennenlernen würde..... Denn wer jemals solche Kämpfe und Schreckensstunden im tiefsten Innern erlebt hat, wie wir, der wirft das Nazigebahren rasch von sich ab wie ein lästiges, zerreißendes Gewand!“
‚Davon bin ich felsenfest überzeugt‘, bestätigte der Professor. ‚‚Gewiß gibt es keine Epoche in der mensch- lichen Geschichte, die nicht ihr Gutes und Großes gehabt hat, die gegenwärtige ebenfalls.... Aber unsere Zeit sollte eines vor allem anderen erreichen, nämlich weniger die technische Vervollkommnung, auf die sie sich so stark verlegt, sondern eine ethische Errungenschaft: die Un- antastbarkeit der menschlichen Persönlichkeit und die Freiheit ihrer Gesinnung! Nur die eine Hoffnung habe ich noch in all dem Elend, daß soviel Unglück die Men- schen erziehen, sie weicher, wärmer, einander zugäng- licher machen werde....“
In seinem Gesicht, das die Spuren zahlloser Nacht- wachen trug, leuchtete es wie eine Flamme auf. Lange Tage lag dann jene stille, sich ganz der Gottheit über- lassende Heiterkeit über ihm, wie sie nur jene kennen, die ohne Verbitterung einsam sind. Eine nahezu augusti- nische Ruhe erfüllte dabei seine Seele und Worte fielen aus seinem Munde wie diese: ‚‚Wer da glaubt, ohne das Gött- liche auskommen zu können, der weiß gar nicht, was Le- ben eigentlich ist. Mensch sein bedeutet mir im Grunde: eine Beziehung zum Göttlichen zu haben!“
Dennoch— dennoch erfaßte ihn von Zeit zu Zeit wieder, labil, wie die Seele nun einmal ist, die lähmende, ganz und gar nüchterne Angst um den Lebensrest. Und dabei verrannte er sich seufzend geradezu in eine Sack- gasse geistiger Stagnanz: ‚Daß man noch etwas atmen und nachsinnen kann, darin liegt halt das einzige biß- chen Glück, das uns beschieden ist! Nur der Satte, geistig Feiste kann davon unberührt bleiben... ‚süßes Leben! Schöne, freundliche Gewohnheit des Daseins und Wirkens, von dir sollich scheiden?“ ruft Egmont aus....“
„Ja, wie leicht ist‘‘, gab Bert zu, ‚‚der überraschende Tod auf dem Schlachtfelde inmitten der Hitze des Kamp-


