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die Spur!" Das sagte er mit einer Miene wie etwa Coriolan, als er sich entschloß, Rom zu erobern.

Wieder fühlte Bert, wie ihn gegen den Rüpel die Wut packte; doch sah er gleich darauf ein, daß er von einem ungehobelten Knechte wie diesem kein anderes Verhalten erwarten könne. Daher erwiderte er nur in abweisend hartem Tone: ,, Ich habe weder Lügen noch Ausflüchte nötig, da nicht das Geringste gegen mich vorliegen kann, was straffällig wäre!" Nur zu gut wußte er zwar, daß die Gestapo schon vor dieser Vernehmung die Lösung seines Falles parat hatte.

Die stolze Verachtung in seiner Stimme brachte den Beamten aber erst recht in Harnisch. Steil richtete er sich auf seinem Stuhle auf und schoß erhobenen Hauptes einen wütenden Flammenblick gegen Bert.... ,, Oho, spielen Sie nur den Unschuldigen", schrie er und klopfte triumphierend mit der Faust auf den geöffneten Aktenband. Seine Augen bohrten sich wie Messerspitzen in sein Gegenüber. ,, Gegen Sie liegt soviel vor, daß Sie noch ganz klein, aber schon ganz kleinlaut werden sollen- so, damit Sie es wissen!" trumpfte er nochmals gegen des Gefangenen skeptische Miene auf, die sich zu einem spöttischen Lächeln verzog.

Nachdem auf solche Weise die Atmosphäre kunst­gerecht abgestimmt war, hätte eigentlich das Verhör be­ginnen können... aber da surrte das Haustelefon neben dem Aktenhaufen. Der Kommissar ergriff den Hörer, meldete sich und sank sofort, als er die Stimme am anderen Ende des Drahtes erkannte, vor Ergeben­heit völlig in sich zusammen-- ,, Jawohl, Herr Stan­dartenführer, jawohl, komme sofort in einer Sekunde, jawohl!" Unter dem Stuhle klappten seine Stiefel­absätze automatisch zusammen. Und sich ohne Unter­laẞ verbeugend, das Gesicht devot in Falten gelegt, stand er vom Stuhle auf und sagte zu Bert kurz:

...

,, Warten Sie solange im Gang, bis ich wieder­komme...." Draußen bezeichnete er ihm ein rotes Plüsch­sofa, das sich an einen offenen Lichtschacht anlehnte, zum Aufenthalt während der Pause, die er beim Chef

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