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Zeit vernimmt und um sich düstere, traurige Schick­sale ahnt. Oh, diese gräßliche, lastende Einsamkeit zwischen engen, stummen Wänden und kein, kein Fort­schritt... ist es nicht, als ob man hörte, wie die Zeit herunterrieselt gleich Mörtelstaub und bröckelndem Ge­wann ist Tag, wann ist Nacht?

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Schließlich verfiel er in eine gleichmäßige Melan­cholie, setzte sich an den Tisch, dessen teilweise ab­gestoßene Politur noch das einstige Hotelmöbel erkennen ließ und staunte, als er sich näher über die Tisch­fläche beugte: da hatte wohl ein Vorgänger vor ihm eine Menge Sinnsprüche in das glatte Holz eingeritzt, wer weiß mit was für einem spitzen Werkzeug, einem kleinen Nagel vielleicht; denn nichts anderes konnte ja der peinlichen, Filzung' entgangen sein... und noch dazu verfaßt in drei Sprachen, das meiste in Italienisch , aber auch in Französisch und Deutsch.

Zuerst entzifferte Bert das schöne Lutherwort: , Niemand verliere in seinem Leben den Glauben, daß Gott durch ihn eine große Tat vollbringen wolle....' Gut, sehr gut, wie recht hatte doch dieser rüstige Gottes­streiter! Dann las er mit einiger Verblüffung das Ge­ständnis:, A me il giorno per l'honore e secura della casa Savoia seht an, der Schreiber war wohl einer jener Antifaschisten, die dem angestammten Königshause ver­bunden und nun der Gestapo , wie so viele andere, in die Hände gefallen waren, aus einem der besetzten Länder fortgeschleppt... wieviel Tragödien mag dies Haus seit seiner Verwandlung aus einem gutbürgerlichen Fremden­heim in den Geierhorst Himmlers schon erlebt haben?

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Aber jedenfalls: von Herzen Dank dir, unbekannter Vorbewohner dieser Höhle! Du richtest mich mit deiner Mahnung:, Abbia Patienza!' die du in großen Block­buchstaben mehrfach eingeritzt hast, wieder auf-- Bert erhob sich gefestigter. Man muß eben versuchen, es mit Epikur zu halten, sagte er sich:, Gib mir Wasser, gib mir Brot und ich werde so glücklich sein wie Ju­piter im Olymp!' Darum zurück zur, causa causarum'- zu Gott .