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druck in der Hand. Ein Empfangsschein mußte unter- schrieben werden. Dann drehte Bert das ominöse Schreiben zwischen den Fingern—— und wußte sofort trotz des fremdsprachigen Aufdruckes, der ihm unver- ständlich blieb, was dessen Inhalt betreffen werde: der Korse hatte also doch getan, was seiner Gesinnung zu- zutrauen war— die Denunziation. Und beim hastigen Aufreißen des Umschlages streifte Bert schon ein schwer schattender Gedanke, die furchtbare Ahnung eines noch- maligen Festfahrens im Dunklen. Als er das Schreiben mit einem trüben Lächeln zusammenfaltete und ein- steckte, fröstelte ihn.
Es bestand aus einem Vordruck mit einigen Aus- führungen in madyarischer Sprache. Bert erriet nur, daß es sich um eine Vorladung ins Polizeipräsidium für: den nächsten Vormittag handele. Und zwar konnte er entziffern:„in Paßangelegenheiten“; doch zweifelte er keinen Augenblick, daß die Triebfeder seiner Vorladung eine Anzeige Luigis sei.
Da trat Ifina auf ihn zu, um ihn zum Dinner abzu- holen. Auf den ersten Blick sah sie ihm die eingetretene Veränderung an. Als er sie zu setzen bat und ihr das polizeiliche Schreiben zeigte, verfärbte sie sich vor Schreck.... Jedem sichtbaren Feinde konnte sie ent- gegentreten, der unsichtbare Feind dagegen jagte ihr ein namenloses Grauen ein. Bert wehrte mit einer unbestimmten Handbewegung ihre Frage ab und klärte sie auf, was die Zuschrift als Grund seiner Vorladung angab. Sie schwieg dazu, denn was blieb ihr übrig, als sich trotz schwerster Zweifel an die Gelassenheit zu klammern, die er äußerlich zur Schau trug.
Erst in ihrem Zimmer berieten sie bis in die Nacht hinein. An Schlaf war ohnehin nicht zu denken. Kein Wort des Vorwurfes fiel gegen ihn wegen der Rauferei mit dem Korsen. Was geschehen war, lag nicht in ihrer Art, nochmals zu berühren. Alles drehte sich darum, was die Zukunft in ihrem Schoße barg..... Beide kamen überein, daß Bert, falls es sich wirklich um eine Prüfung seines falschen Passes handeln würde, offen zugeben


