472

Alles, was vorher lag, war nur ein Provisorium gewesen. Freilich schlummerte in seinem Unterbewußtsein noch etwas wie eine leise Ahnung, daß immer noch nicht das letzte Wort gesprochen sei, die letzte Station seines Passionsweges nicht erreicht... aber begründen konnte er dies Gefühl nicht.

Darum weg mit dem Argwohn, der ihn auch nur flüchtig, hauchartig streifte. Solange sie, seine Ge- fährtin, neben ihm schlummerte, ließ er sich von keinen Schatten mehr bekümmern. Als er später wieder er- wachte und auch des Mädchens Augen geöffnet. fand, schimmerte bereits das erste Tageslicht durch sein ver- hangenes Fenster. Und ihn packte plötzlich das Ver- langen, das erreichte Freiland zu sehen, fassen und be- grüßen zu können, selbst wenn es eine unwirtliche Einöde sein sollte... Er zog sich deshalb flugs an und bat Irina, ihn zu begleiten.

Sie kamen sich vor wie Schiffbrüchige, die nach langer, gefahrvoller Irrfahrt auf hoher See endlich wieder Land betraten. Zu zweit kletterten sie die Tritt- bretter herunter. Eine windschiefe Holzhütte mit un- leserlichem Namen bezeichnete die ganze Haltestelle. Zu sehen war niemand weit und breit... dafür dehnte sich aber ein gigantisch freier Luftraum im Rund über und um sie aus. Bert streckte ihm beide Arme entgegen. Für ihn war es wie das Atmen einer fremden Luft voll Leichtigkeit und köstlicher Würze. Er trank sie förm-- lich mit Gier. So erging es ihm umgekehrt wie dem sagenhaften Antäus der Antike: ihm wuchsen nicht aus der Berührung, sondern aus dem Verlassen des geknechteten Heimatbodens neue Kräfte zu.

Ach, geliebtes Kind, rief er aus und umspannte Ifinas Schultern. ‚‚So schön ist doch das bloße Lebendig- sein, so etwas Wundervolles, wenn man nur der Freiheit dabei nicht zu entsagen braucht

Sie sah geradeaus, noch wie von Träumen umfangen. Es ist wahr, Bertie, gab sie mit bebenden Lippen zurück. Das klang wie eine Liebkosung und der Nachsatz: ‚‚Ach, es ist zum Weinen schön... ließ noch