reize und Fieberkurven für einen preußischen Dienstfex wie ihn.
„Das Leintuch hoch!“ schnitt sein Kommando wie ein Peitschenhieb durch die Luft. Erschrocken sah die Krankenschwester auf ihn, doch ihr Gönner hob be- schwichtigend die Rechte. ‚Lassen Sie nur, Piefke, ich hab’ den Mann schon gesehen....“
Entgeistert starrte der Drahtige ihn an. Schon daß der Chef seinen Namen laut genannt hatte, war etwas völlig Abweichendes von den Usancen des SD. Die Öffentlichkeit durfte bei ihm niemals erfahren, mit wem sie es zu tun hatte.... ‚Ja, aber— ich muß doch ohnehin erst den Paßinhalt mit ihm vergleichen!“
Zu gleicher Zeit fiel Ifina ein, angstgetrieben: ‚‚Der Patient hat vor kurzem ein Schlafmittel bekommen. weil er heftige Wundschmerzen hat....‘“ Flehend sah sie dabei den Chef an, bis dieser zu dem Eifrigen sagte: „Geben Sie mir den Paß her, Piefke!“
Indigniert suchte Piefke Berts Pseudopaß heraus und reichte ihn seinem Vorgesetzten. ‚Aha!‘ warf dieser nach kurzer Prüfung ein. ‚Ein Ungar! Dachte mir’s doch gleich, sein Gesicht ist ja so madyarisch, wie es im Buche steht— na ja...“
Unschlüssig wog er den Ausweis in der Hand, ungern vor dem strammen Adlatus eine Lässigkeit begehend. Irina fühlte instinktiv sein Schwanken und flocht rasch ein, ihre schmale Hand leicht an den Ärmel seines Rockes bringend: ‚Ich kann Ihnen die Angaben des Reisepasses bestätigen, wenn Sie es wünschen!“ Ihre Augen senkten sich voll Bereitwilligkeit in die seinigen.
‚Wieso können Sie das?‘ Natternspitz und schnell stieß Piefkes Frage auf sie zu, und die grellen Augen spießten sie gleichsam auf vor Forschbegier und Miß- trauen. Doch ein Wesen wie er hatte über ihre Gefaßt- heit keine Macht.
Gelassen erwiderte sie, fast von oben herab: ‚‚Wieso? Weil der Kranke mich vor dem Einschlafen gebeten hat, als sein Paß schon abgegeben war, die betreffenden Daten anzugeben, falls sie verlangt würden, damit er


