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hatten sich alle Kräfte dabei zu beteiligen, da hier der Mangel an Männern noch weit ärger als in München zu sein schien. Auch Bert scheute sich nicht, mit an den starken Drahtseilen zu ziehen, welche die Hauptmaste zu stützen hatten.... Doch in der Stadt, die er so herz- lich liebte, mußte er sich leider nicht weniger in acht nehmen als in der Heimat. Zahllose Personen von Rang kannten ihn nur zu gut, nicht minder viele Beamte der Gestapo und der SS. -Kommandos. Es bestand nur die eine Hoffnung, daß der Krieg die Mehrzahl von ihnen an die verschiedenen Fronten verschleppt haben werde.
Zum Glück schien der Korse ein anderes Objekt seiner Zuneigung gefunden zu haben; denn Irina bekam ihn nicht mehr zu sehen, und zu Bert verhielt er sich um- gänglicher als vorher. Immerhin: zu trauen war ihm nie! Aber die Tage flogen in regster Tätigkeit dahin. In immer greifbarere Nähe rückte der Termin des Grenz- übertrittes.....
Eines späten Abends beriet das Kleeblatt im Wohn- wagen miteinander, wie dieser letzte Gegenstand der Sorge am besten zu überwinden wäre. Mirko empfahl schließlich nach längerem Beraten, daß Bert sich am letzten Tage in Wien irgendeine leichte Verletzung zu- ziehen solle, der zuliebe man ihn mit einem Wund- verband ins Bett des Spitalwagens legen könne. Außer- dem solle Irina, angesichts ihrer Beschäftigungslosig- keit während der Fahrt, sich als freiwillige Pflegerin melden, um auf diese Weise in ihres Mannes Nähe zu sein.....
„Und es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn wir nicht glatt hinüber kommen sollten, zumal wir ohnehin in der Nacht an die Grenze gelangen, und die Kontrolle dadurch erschwert sein wird... ich sage das nur—“ schloß er mit behutsam abschwächender Handbewegung, „um euch nicht zu Leichtfertigkeiten zu verleiten!“


