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der Korse auf sie zu, den sie seitdem nicht mehr wieder­gesehen hatte und preẞte ihr in einer Weise die Hände, als ob niemals eine Miẞstimmung zwischen ihnen ge­herrscht hätte, dabei seinen Neujahrsglückwunsch in sprudelndem Wortschwall vorbringend.

Die Überraschte machte gute Miene zum losen Spiel und entwand sich ihm bald, ohne Widerwillen zu zeigen. Sie erkannte dabei, daß es für eine sanguinische Natur, wie die seinige, einfach keine Ehrbegriffe im landläufigen Sinne gäbe, sondern daß er in seiner Triebhaftigkeit wie ein brünstiges Tier solange einer Fährte folgen werde, bis er Befriedigung oder die allerderbste Abfuhr seiner Liebe erfahren werde... damit mußte man sich abfinden.

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Tägliche Reibereien mit der Umgebung haben aber das eine Gute, daß die Zeit hierbei im Handumdrehen verfliegt. Bert hätte in Linz geglaubt, sich eben erst richtig eingespielt zu haben, als es schon wieder nach Wien weiter ging.

Bisher war der Winter ziemlich mild gewesen, in löblichem Gegensatz zu seinem erbittert strengen Vor­gänger. Doch nun an der Wende zum Februar machte er plötzlich Ernst. Schnee und Reif hingen an den Bäu­men des Wiener Waldes, als der endlos lange Sonderzug mit den Zirkuswagen sich auf die Donaustadt zu be­wegte..

Verträumt und süchtig nach voller Freiheit schaute Bert an des Mädchens Seite auf das vorbeiziehende, verlockende Bild. Lichte Schleier woben zwischen den Stämmen und strichen über die Dächer der Landhäuser hinweg wie zärtlicher Flaum. Es war bitter kalt, doch die Sonne zog einen rosigen Schimmer über die funkelnde Schneedecke. Die Vororte Wiens nahten, von dem Märchenzauber des Winters übersponnen.

Mitten auf dem tief verschneiten Platze, Zur Schmelz' wurde das Riesenzelt aufgeschlagen. Wiederum.