-
453
auf dem geheimen Zettelchen an, den ihm der gewohnte Bote verstohlen überbrachte.
Freilich konnte er zu einer solch naiven Auffassung der Lage durch seine liebe, unerfahrene Schwester nur lächeln. Nur zu gut kannte er die Methoden der Gestapo , die sich streng nach den Qualitäten ihres Gesuchten einstellte.. Sie wußte doch, daß sie einen versierten Mann, wie ihn, nur einfangen könne, wenn sie ihn ganz behutsam in Sicherheit wiegte und sodann nach Hause zurückkehren ließ, um hernach blitzschnell zuzugreifen aber nein, so töricht war er gottlob nicht, mochte auch ein still blutendes Heimweh nach seiner behaglichen Häuslichkeit in ihm nicht erlöschen, die so relativ nahe lag und dennoch unerreichbar für ihn blieb.
-
-
Ernstlich nahm er sich aber vor, es möglichst nie mehr zu einem Konflikte mit seinem Widersacher kommen zu lassen, solange er sich noch auf deutschem Boden befand.... Leider blieb es jedoch trotz aller Zurückhaltung von seiner Seite nicht bei den bisherigen Zusammenstößen. Es floẞ eben ein täglich zunehmender Strom von Feindseligkeit von seinem Rivalen zu ihm, gespeist aus dem uralten Motiv der Eifersucht.
Und eines Abends kam es zu einem häßlichen Ausbruch, als Bert, wie gewohnt, seine Solonummer zeigte und Iřina ihn mit dem Frottiermantel über dem Arm in einer Ecke des Manegeausganges erwartete, weil er stets erhitzt von der Arbeit in die Zugluft des Ganges trat.
Allen Angestellten des Zirkus war sie und ihre Sorge um den, Professor' schon zu einer gewohnten Erscheinung geworden, die jedermann respektierte; denn im allgemeinen wurden die bestehenden Verbindungen zwischen Angehörigen des Zirkus von allen als, tabu betrachtet.
Eine Ausnahme von diesem ungeschriebenen Gesetz leistete sich natürlich Signore Ferani. Er stellte sich an jenem Abend ostentativ derart vor Iřina hin, daß sie in die staubige Ecke gezwängt wurde und durch seine


