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schaft die Hand, die Bert kräftig drückte und fragte ihn: ,, Kann man Sie per, Du' anreden, wie es bei uns im Zirkus üblich ist oder muß man beim, Sie' bleiben, da Sie doch ein großer Herr sind, wie ich vertraulich höre?"
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Bert lachte und winkte mit der Hand ab. ,, Ich bin weder ein großer Herr, wie du glaubst, noch ist mir das, Du' vom Lager her ungewohnt- also lassen wir es bei dem brüderlichen Tone! Und sage mir bitte, was ich als Entgelt für das Wohnen in deinem Wagen leisten darf, damit wir quitt werden...."
,, Gut", brummelte Mirko. ,, Geldeswert hat kein Interesse für mich; aber wenn du in deiner freien Zeit, die dir verbleiben wird, mir etwas beim Füttern helfen willst, zumal du ja eh' nicht ins Freie gehen kannst, du siehst ja: wie ich weiß, so wäre ich zufrieden unser Tierbestand ist gewiß noch reichlicher, als du ihn dir vorgestellt haben wirst- was?"
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Bert bestätigte es. Vergleichsmöglichkeiten besaß er freilich keine, aber angesichts der großen Schwierigkeiten der Futterbeschaffung erschien ihm der Bestand noch sehr bedeutend, besonders an Raubtieren, die ja stets den Stolz der größeren Zirkusbesitzer bilden. Man wohnte hier im eigenen Gebäude und auf eigenem Grund. Daher war alles stabil und geräumig, nicht eng und provisorisch wie bei den Reisezelten auf Tourneen.... Da war, um nur die Koryphäen zu nennen, eine Gruppe von Königstigern, die an Schönheit der Exemplare ihresgleichen suchte; dann eine Menge Löwen mit einer Reihe von possierlichen Jungen; ferner ein Rudel von sibirischen Wölfen, ebenfalls Prachtkerle.
Aber das auffallendste Wild war eine Anzahl Seelöwen, für die extra ein zementiertes Rundbecken aufgestellt war, in dem die Ungetüme sich ergötzten. Es waren Viecher von abgründiger Scheußlichkeit im Aussehen und im Benehmen: bösartig, heimtückisch, kaum zähmbar bei der Dressur, daß Bert nicht begreifen konnte, was der Besitzer mit den Scheusalen dem Publikum für einen Spaß zu bereiten gedachte.


