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Wangen von feinem bläulichen Geäder bedeckt sind, wird der Abschied von seinem lieb gewordenen Gaste nun doch schwer, so riskant ihm anfänglich seine Aufnahme ins Haus erschienen sein mag. Ein Ausruf der Verblüffung entfährt ihm, als der Veränderte an der Seite Iřinas vor ihn hintritt.
,, Ei der Tausend!" ruft er aus, während er zu Tische lädt. ,, Wer hat denn Sie in Behandlung gehabt?". ,, Unser Besuch, Hochwürden meine Verlobte!" entgegnet Bert heiter und weist stolz auf Iřina.
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,, So, so, sehr klug und sehr geschickt!" lobt der Pfarrherr schmunzelnd. ,, Es ist ja ein alter Erfahrungssatz", belehrt er dann ,,, daß die Männer sich gern von einer schönen Frau einfangen, aber nur von klugen Frauen festhalten lassen mein aufrichtiges Kompliment, mein Fräulein!".
Er gießt den von Iřina mitgebrachten Wein ein und verbeugt sich so chevaleresk vor seiner Tischdame, als wäre er ein Mann des höfischen Parketts.... Aber niemand, der die drei um den schlichten Tisch Vereinten beim Mahl und Gespräch beobachtet hätte, würde annehmen, daß sie den Mut aufgebracht hätten- den notabene in jenen Tagen ganz respektablen Mut- der grauenvollen Maschinerie des Dritten Reiches und seines ärgsten Vertreters, Heinrich Himmler , des Mannes mit dem Golemlächeln zu trotzen.
Drei bis vier Stunden hernach, um Mitternacht herum, rüsten sich die Gäste zum Aufbruch. Den leeren Koffer sollte erst Jošzy, Iřinas vertrauter Bote, mit nach München nehmen, um Bert in keiner Weise auffällig zu machen. Die Extrauniform des Scharführers war schon längst Stück für Stück verfeuert worden.... Mit leisem Ächzen geleitet der Hausherr die Gäste durch den hinteren Ausgang zur Sakristei hinüber. Dort eine altertümliche Lampe entzündend, führt er sie am Altar vorbei, vor welchem Iřina noch ein rasches Gebet verrichtet, während Bert ein paar Geldscheine in den Opferstock der Armen stopft, dem Kirchenausgange zu.
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Das kleine, Nadelöhr' der hohen Tür öffnet sich um


