Abenddämmerung. Die schläfrige Ruhe in dem stillen Hause berührte Bert als etwas erquickend Nerven- stärkendes nach fünfviertel Jahren Lagerleben, in dem alles Geschehen turbulent gewesen war, jedermann ‚auf Draht gezogen sein mußte, jeden Moment auf dem ‚qui vive, um gleich einem Karnickel befürchten zu müssen, von den Kläffern bei den Löffeln genommen zu werden. .... Daher waren diese Tage für ihn der notwendige Über- gang zu einem neuen Leben, die Abgewöhnung all dessen, was das Kz ihm an Haltung und Gebräuchen aufge- zwungen hatte eine Vorstufe zur vollen Freiheit, so- weit von einer solchen im Reiche des Hakenkreuzes über- haupt gesprochen werden konnte.

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So schleppten sich die Tage dahin, bis Ifina an einem späten Nachmittage des Monatsendes wirklich eintraf.

Von einem kleinen Cafe des Ortes rief sie den Pfarr- herrn an und bat ihn, sie in der Kirche abzuholen, wie sie schon früher verabredet hatten. Den gewohnten Weg durch die Sakristei und den Wirtschaftsgarten, den ihr Bote mehrmals gegangen war, führte sie der Geistliche hindurch.... Dann ließ er den Besuch in die Pfarr- stube eintreten, wo der behaglich wärmende Kachelofen stand und zog sich dezent zurück.

Hochaufgerichtet, beinahe feierlich vor Ergriffenheit, sie, die sein Leben gerettet hatte, wiederzusehen, er- wartet sie hier Bert.... Und sie überfliegt ein Zittern am ganzen Körper, als sie ihn endlich wieder als normalen Menschen vor sich sieht, fest und sicher im Gemach stehend, mag sie auch mit ihren scharfen Augen sogleich die harten Falten in seinem Gesicht und die Krähenfüße um die Lider bemerken... was tut das? Wenn sie ihn nur heil wieder hat!

Er macht einen kurzen Schritt auf sie zu und im nächsten Moment hängt sie schwer, wie leblos in seinen Armen. Alles, was Jubel, was Tränen, was Schluchzen