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dem Himmel sei Dank! Wissen Sie, erst in der Gefangenschaft erkennt man als Mann, zu wieviel Umsicht auch solche Frauen fähig sind, denen man nichts Schwieriges, Gewagtes zugetraut hätte, solange man schützend an ihrer Seite stand... ich hätte es nie im Leben vermutet!"
,, Na ja, die Not lehrt nicht nur beten, sondern auch mal im Hochwasser aufrecht stehen und über sich selbst hinaus wachsen!" schmunzelte der Pfarrherr.
Bert bat ihn um Briefpapier, um sofort antworten zu können. Dabei legte er die Scheine auf den Schreibtisch. ,, Bitte, Hochwürden, lassen Sie mich hiermit einen Teil meiner Schuld an Sie abtragen!"
Aber sein Hauswirt protestierte lebhaft. ,, Sie haben keine Schulden an mich, Herr Oberst! Was ich tat, erinnert mich an das Uhlandsche:, ich focht aus Haẞ der Städter und nicht um euren Dank.... Wenn Sie aber den Armen meiner Pfarrei etwas zukommen lassen wollen, dann bitte ich Sie, es der Sammelbüchse im Hausflur anvertrauen zu wollen!"
,, Gern einverstanden", gab Bert nach und setzte sich zum Schreiben an den Tisch. Da längere Ausführungen nicht ratsam waren, stand er schon nach zwei Minuten wieder auf und überlas seine Antwort: ,, Innigsten Dank für Deine Aufklärung, meine Getreue! Sie war 2230 Uhr in meinen Händen, samt 500 RM. Es macht mich sehr froh, Euch wohlbehalten zu wissen. Mir selbst fehlt gleichermaßen nichts als höchstens Eure Gesellschaft. Aber Vorsicht ist diesmal wichtiger.... Wenn Iřina vom Arzt entlassen ist, brenne ich darauf, sie zu sehen. Nehmt inzwischen meine aufrichtigen Grüße entgegen.... Euer B."
Schon wenige Minuten darauf brachte die alte Dienerin den Boten Iřinas auf dem Fußpfad durch den Wirtschaftsgarten und von dort durch die Kirche ins Freie, damit niemand ihn zum Straßeneingang hinaus das Pfarramt verlassen sähe.
Draußen schoben sich wieder die schweren Nebel, an denen der Norden Münchens so reich ist, vor die Fenster und beluden die frühe Nachmittagstunde bereits mit


