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behutsam die Zimmertür öffnet und hineinschaut. Er­schrocken eilt er auf den reglos Liegenden zu und hebt ihn hoch. Mit seiner etwas abgehackten Redeweise und den leicht heftig werdenden Gesten schilt er den Erwachenden, daß er sich nicht sogleich zu Bett ge­legt hat.

Nun wartet er ab, bis Bert sich unter Ächzen ent­kleidet und in die Kissen fallen läßt. Er ist ernstlich um seinen Gast besorgt; denn es scheint ihm, als ob diesen ein Fieber packen wolle. Die Hände sind feucht und heiẞ. Bert schließt die Lider... ein Bett, ein richtiges Federbett wieder nach zweieinhalb Jahren, wie ist es wohlig und weich... dann kommen die Fiebererschei­nungen von neuem, umdrängen ihn bösartig, Spuk­gestalten tauchen auf der Lagerelefant Hoffmann vor allem, den furchtbaren Ochsenziemer schwingend... sie verschwinden wieder wie hastige Schemen-- schlieẞ­lich entschläft er, nachdem sein Wirt ihm einen kräftigen Löffel Baldrian zwischen die halboffenen Lippen ge­flöẞt hat.

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die alte Be­

Und dann schläft er und schläft dienerin kommt mit einem Tablett, um ihm warmes Essen zu bringen; trägt es wieder fort, um den Schläfer nicht aufzuwecken. Auch der Hausherr steht alle zwei Stunden an Berts Lager, zufrieden, daß sich der Flücht­ling mit der langen Ruhe die Gesundheit holt- und zugleich auf diese Weise am besten verborgen bleibt über die gefährlichen ersten Tage hinweg.

Denn zu genau sind die Bewohner des Städtchens im Verlauf der Jahre der Despotik mit den Gepflogenheiten des Schreckenslagers vertraut geworden, um nicht zu wissen, wie rastlos nun in allen folgenden Stunden seit dem Morgenappell der Draht und der drahtlose Funk­spruch jeden noch so fernen Ort des Reiches und der besetzten Gebiete, alle Grenzen alarmiert hat, jede Polizei- und SS.- Station; wie minutiös jeder Winkel auf dem Wege nach München abgesucht wird, bis die Be­mühungen endlich abflauen werden... aber natürlich erlöschen sie nie gänzlich, besonders nicht bei einem