den Wandflächen hervortreten läßt. In der Ecke steht: ein Betstuhl mit dem großen Kruzifixus darüber, ein paar fromme’ Bilder schmücken die Wand. Das fahle Grau des Lichtes überzieht alles mit einem Schimmer. von Dürftigkeit und Genügsamkeit.
Langsam geht Bert bis an das Fenster, während die Bedienerin den Koffer abstellt und wieder verschwindet. Der Pfarrer bleibt in der Mitte des Raumes stehen und sagt, sich die Hände reibend: ‚‚Nun lasse ich Sie allein, Herr Oberst, schlafen Sie sich gründlich aus! Ich schaue nach dem Dienst noch einmal nach dem Rechten....“
Damit zieht auch er sich zurück. Mit starren Augen, ein wenig zum Einverständnis nickend, verfolgt Bert die breite Gestalt, bis die Tür sich hinter ihr schließt. Dann wirft er einen gleichgültigen, erschöpften Blick. durch das Fenster, aber sein Auge erfaßt nichts. Es kreist wieder in seinem Hirn. Zuviel des Ungewohnten hat es in diesen Stunden aufnehmen müssen.
Ist es denn nun wirklich vorüber? legt er sich immer wieder die Frage vor. Ist es möglich, daß ihm geglückt sein soll, was bisher keiner— kein einziger— vollbracht hat: aus dem inneren Lager von Dachau zu entkommen? Träumte er nicht etwa bloß?— Es kann doch kaum sein, daß er die Ketten aus eigener Kraft zerbrochen hat, Fesseln, die Hunderttausende neben ihm Jahre um Jahre in Lammsgeduld ertragen haben.
Ein kalter Schauer kriecht an seinem Körper hoch. Jetzt, jetzt wird gleich der ‚Bär brummen‘ an der Stirn- seite der elften Baracke, irrlichtert es in ihm. Und die Feldwebel werden zum Antreten rufen, Haxpointner vom Block g wird nun sein Fehlen bemerken——— Bert krampft die Finger zusammen, um das lähmende Angst- gefühl zu verscheuchen, das ihn überkommen will....
Und da brechen ihm schon die Knie ein. Er will an sein Herz greifen, das plötzlich aussetzt, faßt aber in die Luft— langsam gleitet sein ohnmächtiger Körper längs der Fensterwand nieder..... sein gequälter Geist geht für eine Weile zur Ruhe.
So findet ihn eine Stunde später sein Hausherr, als er


