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so prominenten Häftling wie diesem da, der vor ihm liegt und nun in Seelenruhe schlummert.

Darum soll er nur weiter schlafen. Hier sucht man ihn wohl nicht, sobald nur die Seinigen in München keine Torheiten begehen. Aber die junge Verlobte des Mannes da hat ihm nicht den Eindruck gemacht, als ob ihr Unüberlegtheiten zuzutrauen wären. Und ihm, der im Dienste der Kirche weiß geworden ist, bereitet es eine tiefe Genugtuung, sich für so viel Härten und De­mütigungen seitens der Neuheiden ein wenig revanchieren zu können, indem er einem ihrer Opfer seine hilfreiche Hand bietet... möge der Allmächtige das Weitere regeln!

LEBENSZEICHEN.

Drei Tage, an denen es sich kaum um die Mittagszeit herum etwas aufgehellt hatte, waren vorbeigeeilt, bevor Bert aus seiner Bettruhe aufstand mit dem Entschlusse, sich sobald nicht mehr niederzulegen. Nachdem er die dreimal vierundzwanzig Stunden in äußerster Er­schlaffung verdämmert hatte, unter gänzlichem Verzicht auf Nahrung und Trank, packte ihn nun das gesunde Ver­langen des Magens um so lebhafter. Und zugleich hielt ihn die Unruhe über das Schicksal der Seinen gefangen. Denn es war nur zu leicht möglich, daß die Totenköpfler an den beiden Frauen ahndeten, was sie ihm selbst nicht antun konnten.

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Der gute Pfarrer half ihm mit seiner Bibliothek über die toten Stunden hinweg und hatte seine Freude über das vertiefte Gespräch, das er mit seinem Gaste über jegliches Thema pflegen konnte. In den Abendstunden saßen die beiden Männer Bert stets auf dem Sprung, wenn Gefahr drohte in einen vorbereiteten Winkel des Dachgeschosses zu verschwinden am Radioapparat, wie wohl Millionen von Deutschen gleichermaßen, um den verbotenen Auslandsendern zu lauschen. Mochte das Hitlerregime auch das Abhören fremder Meldungen

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