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aus welchem Grunde er in der Uniform eines SS.- Mannes vor ihm sitze.... Er spricht mit feuchtschimmernden Augen und vergißt in seinem inneren Aufruhr, eine chronologische Ordnung im Erzählen innezuhalten. Sein Zuhörer nickt dazu, doch scheint er zu spüren, wie schwer sein Gast sich jeden Satz abringen muß.
Deshalb bittet er ihn, sich lieber erst gründlich auszuruhen. Gleichzeitig erhebt er sich und sagt: ,, Ich soll Ihnen gleich bei Ihrem Eintreffen dies hier vorsetzen...." Aus dem Hintergrund des Zimmers bringt er eine kleine Flasche französischen Kognaks hervor. Sie stammt, wie Bert im Nu erkennt, aus seinem eigenen Keller. Und mit ihr stellt der alte Herr ein Gläschen und eine Kekspackung auf den Tisch. ,, Ihre Frau Schwester hat das mit Ihren Kleidern zusammen hergeschickt, damit Sie sich ein wenig erfrischen ich führe sonst keine
Alkoholika im Hause!"
Er gießt ein Glas voll, das Bert dankend austrinkt. Ein zweites noch... ah, welche Wohltat ist doch solch ein Narkotikum für den erschöpften Leib. Bert trinkt immer wieder, bis der Geistliche sagt: ,, Nun rauchen Sie noch eine Zigarette zum Abschluß. Ich muß inzwischen noch den Boten abrichten für Ihre Angehörigen, es ist höchste Zeit dafür....
"
Noch bevor Bert ihn fragen kann, wie es sich damit verhält, ist sein Gastgeber aus dem Zimmer geschlüpft und kommt nach kurzer Weile in Begleitung eines jungen Burschen herein, der den Flüchtling mit neugierig aufgerissenen Augen mustert. Unsicher und miẞtrauisch ist Bert aufgesprungen und forscht in dem Gesicht des Burschen, der ihm der Miene nach ein ziemlicher Galgenstrick zu sein scheint. Dem Gesichtsschnitt nach ist er mehr ein Zigeuner als ein Einheimischer.
,, Tja
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wird denn das gut sein?" stammelt er betreten. Sein Wirt hebt die Schultern und gibt im Tone müder Unbestimmtheit zurück: ,, Der Bote kommt von Ihrer Familie, Herr Oberst, er hat den Koffer mit Ihren Sachen gebracht und die Weisung, hier zu warten, bis Sie eingetroffen wären... dann soll er sofort zurückkehren
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