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gedankt ist... na, da kann ich mir ja mit den hohen Herrn mal eine Extratour leisten!"

Alles marschierte drauf los, wohin er befahl, nämlich weit hinter den Baracken zum Bau des, Bunkers', das heißt des Arrestgebäudes, das in Flossenbürg noch fehlte. Dort mußten wiederum Felstrümmer ausgehoben und zum Bau der Fundamente herbeigeschleppt werden; denn kleine, unergiebige Steinbrüche gab es noch genügend im Lager selbst. Außerdem wurde für die Mauern kiesiger Sand gekarrt, und zwar in eisernen Schubkarren von respektabler Schwere.

Seine beiden Quälkanditaten. Stillfried und Bert nahm der Capo zum Gaudium der anderen, die größten­teils aus, Grünen' allerletzter Kategorie bestanden, an diese Schubkarren und ließ sie die Mulden anfüllen, bis keine Schaufel Sand mehr auf ihnen hielt.... Zum Glück war der Weg, der mit den Karren zurückzulegen war, nicht allzu weit. Aber auch dies Stück war für die Kon­stitution beider kaum zu bewältigen, insbesondere für Bert, dessen Fuß erst zur Not zu gebrauchen war. Die zentnerschwere Karre riß ihn wie ein schwankes Rohr hin und her. Und darauf hatte der Lump Knör nur gewartet.

An einem Hydranten, der neben der Baustelle stand, hielt er zwei, drei große Eimer voll Wasser bereit und goẞ nun jedem der beiden Häftlinge unversehens das kalte Naẞ in mächtigem Schwunge über den Kopf, so daß sie tropfnaß dastanden... für ihn ein Hauptver­gnügen, für die übrige Mannschaft eine Gelegenheit zum Ausruhen und augendienerischem Behagen. Für die Be­troffenen aber war es neben der Beschämung eine Gefahr sondergleichen. Denn bei ihrer Erhitzung infolge der übermäßig schweren Arbeit und dem herrschenden Nebel­wind stand die Gefahr einer Lungenentzündung außer­ordentlich nahe.

Das wiederholte sich nun jeden zweiten Tag, ob das Wetter wärmer oder schon schneidend kalt war. Man konnte es demnach ein förmliches Wunder nennen, daß beide Kameraden vor einer Erkrankung bewahrt blieben. 9 Conrady, Amokläufer.