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zerstreuten Siedlungen wichen festeren Bauernhöfen. Aber der Blick der Häftlinge ging über ihre Dächer hinweg in die Höhe; denn dort oben thronte, drohend aufgerichtet wie eine emporgereckte Faust, eine mächtige Burgruine, deren Bergfried in seiner Gedrungenheit an einen sarazenischen Wachtturm im Italienischen erinnerte. Unter ihr duckten sich die armseligen Dächer der Ortschaft in die Talsenke wie ängstliches Geflügel, dem die Kralle des Habichts nahe ist.
An einem der Häuser hing das Wirtshausschild:, Zur Steinpfalz' heraus- und der ewig muntere Franzl konnte nicht unterlassen zu bemerken: ,, Die Leute scheinen hier wirklich, steinreich' zu sein, in des Wortes wahrster Bedeutung!"
Augenfällig trat der Lagerleitung nahezu hysterische Sorge um die Ankömmlinge zum Vorschein: an jeder Ecke, jeder noch so unwesentlichen Abzweigung der Fahrstraße oder einer Baulücke stand ein Doppelposten mit dem Gewehr im Anschlage es wirkte allmählich lächerlich auf die Neuen.
Weiter ging es, immer höher hinauf. Aus dem ärmlichen Orte hinaus stiegen sie wieder in die kärgliche, winddurchfegte Landschaft hinein. Immer noch Dunkel um sie, soweit es der Mond nicht lichtete. Keinerlei Anzeichen menschlicher Wohnstätten mehr, geschweige denn eines Lagers... doch endlich nach anderthalb Stunden des Marsches bergauf tauchte ganz weit hinten eine dünne Lichterkette auf, schwach geschwungen wie eine Girlande von Lampions, und bald noch andere daneben ein seltsames Bild, das die Neuen sich nicht gut enträtseln konnten.
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Beim Näherkommen wurden sie gewahr, daß ein Vergleich Dachaus mit diesem Lager hier in keiner Weise zu ziehen war. Sang- und klanglos begann das Kz ohne weitere Kennzeichnung- einfach zwischen zwei Fahnenmasten, an denen die schwarze SS.- Flagge neben dem Hakenkreuz im Nachtwinde flatterte. An primitiven Holzschuppen ging es vorbei. Das Haupttor war nur ein wackliges Drahtgitter, von kaum behauenen Baum


