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fein, was wünschen wir uns mehr? Ich spaziere gern als erster durchs Tor hinaus und nach Hause!"
Franzl lacht ihn aber aus. ,, O du großer Tor! Wo denkst du nur hin? Ganz im Gegenteil: hier in Dachau ist die allerschlimmste Zeit schon vorüber, die wir genossen haben, als sich das Lager noch im Aufbau befand.... Aber selbstredend läßt uns niemand nach Hause, sondern schiebt uns verteilt anderen Lagern zu, die vielleicht noch im Primitiven stecken. Darüber bin ich nicht einen Augenblick im Zweifel! Die ganze Affaire soll nur rund 6-10 Wochen dauern, das ist der einzige Trost bei der Sache... und glaube mir: wir können es bei dem Wechsel auch recht übel treffen, weit, weit ärger noch als Dachau zur gegenwärtigen Zeit ist!"
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Schon am gleichen Tage bestätigen sich die Eröffnungen des Studenten. Alle Blocks werden von Betten und Spinden geräumt warum eigentlich, bleibt unergründlich! Hoffmann fuhrwerkt herum wie ein angeschossener Eber, brüllt, flucht, schlägt rücksichtslos zu und prustet dabei es gibt eine Hetzjagd von sich kreuzenden Befehlen, deren Nachteile wiederum die Häftlinge in Form eines Regens von Faustschlägen ins Gesicht, Fußtritten, Knüppelhieben und Schimpfkanonaden zu erleiden haben und am Abend wurden schon die ersten Blocks zum Abmarsch von Dachau zusammengestellt.
Es waren kleine, verdorrte Zigeuner mit wachsgelber Haut, von denen die Hälfte ungefähr auf den Namen , Horwarth' hörte. Die Scharführer jagten sie, wie bissige Schäferhunde ihre Lämmer, auf dem weiten Appellplatz umher. Dann wurden sie auf das peinlichste , gefilzt, das heißt: Körper und Kleidung genau durchsucht; sie bekamen etwas Marschverpflegung in die Hand gedrückt und ab ging es durchs Tor hinaus.
Natürlich riẞ bei jedem Häftling tiefe Besorgnis vor dem kommenden Schicksal ein. Dachau war auf einmal der schon gewohnte Port, in dem man sich auskannte. Das bisher Ungewisse trat zurück vor dem noch viel Ungewisseren der nächsten Zeit. Viele hatten hier, wie


