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meisten befängt mich hier, wie ich gestehe, der Umstand, daß man den nackten Menschen erlebt, den Menschen, abgelöst von allem Konventionellen, den Menschen jeglicher Prägung, vom bewundernswerten Helden bis zum armseligen Schlucker und bis zur gefährlichen Bestie...

Ja, das kann ich nachfühlen! Nun und bezüglich der hohen Obrigkeit? wollte Franzl weiter erfahren.

Vorläufig kann ich nur sagen: die strenge Sorge für peinlichste Sauberkeit in den Räumen eines jeden Blocks, wie für die körperliche Reinlichkeit der Belegschaft, sind gewiß ein ganz gesundes Prinzip, nur sollte es nicht mit jener mürrischen Büttelstrenge und übertrieben strengen Strafen durchgeführt werden, ohne die das preußische Wesen nun mal nicht auszukommen scheint...

Aber er hat den Freund gleichfalls etwas zu fragen: es ist ihm aufgefallen, daß eine gewisse Nervosität das ganze Lager erfaßt hat. Hoffmann, der Lagerelefant, fährt mit seinem Fahrrade alle Scharführer bedienen sich auf den glatten, ebenen Straßen des Lagers eines Rades zwischen den Baracken herum, schlägt mit einem Knüppel auf die Köpfe der Häftlinge ein Bert darunter welche Bettstellen und Spinde ausräumen und wegschleppen, Strohsäcke sortieren und ausschütten, die entleerten Blocks ausfegen und putzen... was soll das alles? Dabei assistiert den Scharführern der Lager- capo Henschel, ein übles Schleichergesicht, hinter dem die nackte Brutalität lauert, mit frechen Augen voller Verschlagenheit und käsiger Hautfarbe, scheinbar ewig lang nicht gewaschen und stets die Nase mit vorsich- tigem Wittern im Winde

Du hast ganz recht beobachtet, verrät ihm Franzl, der überall herumkommt und alles erfährt, weil er im Büro der Registratur beschäftigt ist.Ich laß dich jetzt ein dickes Geheimnis wissen, nämlich: Dachau wird aufgehoben und aufgelöst! Es wird zum. SS. - Rekrutendepot erhoben...

Noch ist Bert soviel Anfänger, daß ihn ein Hoffnungs- strahl durchzuckt, dem er sogleich Ausdruck gibt:Nun

6 Conrady, Amokläufer.