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sich brachten... die Zeit war dadurch im Fluge verstrichen. Und beim letzten Einwurfe sah der Capo auf seine Armbanduhr, die er als solcher allein zu tragen berechtigt war- und sagte aufstehend zu seinen Leuten:
,, Nun können wir langsam Schluß machen- es ist gleich Feierabend! Schleicht auch einzeln und unauffällig in eure Blocks zurück... ich tue inzwischen desgleichen!"
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Beim Abendappell stand die gleiche Menge von Häftlingen von neuem rund 20000 Mann zu jener Zeit in Blockreihen angetreten auf dem Platz. Man schwieg sich wieder mal eine volle Stunde lang an, die meisten dazu herzlich müde von angestrengter Arbeit bei kärglicher Kost. Aber es gab für Bert und manche Gleichgesinnte eine erfreuliche Ablenkung:
Der Himmel über ihm zeigte ein unendlich zartes Blau. Lockeres Abendgewölk zog langsam darüber hin, rosig und purpurn, auch dunkelgrau mit goldglänzenden Rändern; hoch über ihm jedoch phantastisch geformtes Sturmgewölk, vom frischen Winde zerfasert... dann erglühte alles, wie weite Rosengärten, voll Inbrunst des Blühens und verharrte schließlich ruhevoll und erhaben, gleich behäbigen Inseln, im klaren Himmelsmeer ein Schauspiel von ergreifender Schönheit-- gut, daß euch wenigstens, dachte sich Bert, keine Willkür und keine Notverordnung stören kann!
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Die Wachttürme ringsum fesselten hernach sein Interesse. In Abständen von je 200 m ragten zweistöckige Türme aus Mauerwerk über die Umzäunung hinaus, auf jedem ein Maschinengewehr mit Doppelposten. Der große Appellplatz konnte dergestalt von 3-4 MG.s erfaßt und die Menge der Häftlinge durch sie schonungslos dezimiert werden... also mußte jede Art von Auflehnung eine komplette Unmöglichkeit sein. Der zwei Mann hohe Stacheldraht dichtester Bespannung war ebenfalls undenkbar zu passieren, abgesehen von der Hoch


