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uns ernsthaft sein! Von der Lagerstraße biegen, wie du siehst, die Blockgassen zu den einzelnen Baracken rechtwinklig ab. Jeder kann auf ihnen und der Lagerstraße in der Freizeit promenieren und rauchen. Hier können wir uns immer wieder treffen. Ich mache dich auch mit unserem Österreicherkreise bekannt. Nun komm, wir sind bei deinem Blocke IX, Stube 4, angelangt- ich will dich gleich deinem Stubenältesten- im Lager Korporal genannt- übergeben!"
Auch das geschieht. Bert wird ein Spind angewiesen in der langen Reihe von neunzig Stück in jeder Stube. Das Spind ist so schmal wie ein aufrecht stehendes Bügelbrett, nicht mehr. Das Bett ist eine Spalte von 70 cm zwischen hölzernen Gestellen unter oder über dem nächsten Bett, da immer drei Stück übereinander stehen und im Schlafraum so eng gereiht sind, wie eines Mannes Schultern breit sind. Die Unterlage bildet ein Strohsack, doch beileibe keiner, der den Körperformen nachgibt; sondern ein Ding, das so steinhart wie möglich gestopft sein muß, weil seine Benutzung zum Schlafen totale Nebensache ist; Hauptsache dagegen seine Eignung zum, Bettenbau', einem ganz üblen Kapitel im Lager.
Der Strohsack muß nämlich die exakte Form einer Zigarrenkiste beibehalten, ohne jede Übertreibung. Das weiße Bettuch senkrecht an seiner messerscharf herausgearbeiteten Oberkante herunterfallen. Die Wolldecke, in blau- weißes Leinenzeug einbezogen, liegt in der Mitte hübsch so gefaltet, daß die Würfelreihe ihres Musters um Gottes willen genau parallel mit der Kante läuft. Dann hat sie bei dem gleichfalls streng viereckigen Kopfkissen aus Stroh einen rechten Winkel nach oben zu bilden, den sogenannten, Wasserfall', scharfkantig und senkrecht, um schließlich wieder waagerecht über dem Kopfkissen auszulaufen.... Dazu braucht der Häftling ein Stopfholz und ein Bügelholz, letzteres zum Glätten der Decke, da es ja völlig unausdenkbar wäre, wenn die Decke etwa ein winziges Fältchen aufweisen würde. Dies alles aber soll in furchtbarer Enge und Gedrängtheit geschehen, bei


