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den Dienst mit der Waffe und sind deshalb den Nazis ein scharfer Dorn im Auge. Sobald einer von ihnen unterschreibt, daß er der Sekte abschwört, wird er entlassen... aber ich habe bis jetzt noch keinen solchen Fall beobachten können eine Standhaftigkeit, die aller Ehren wert ist. Übrigens sind sie die besten Arbeiter im Lager, stets willig und geduldig!"
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Ein Scharführer kommt ihnen entgegen. Die beiden Häftlinge müssen flugs ihre Mützchen herunterreißen und mit strammer Haltung an dem SS. - Mann vorbeigehen. Diesem selbst ist dagegen auch der leiseste Gegengruß streng untersagt. Mit dem Daumen zurückweisend, flüstert Franzl, während seine Augen dabei bös und drohend werden: ,, Laß ihnen nur ihren Totenkopf! Denn ihre Uniform ist bereits das künftige Todesurteil für sie, denke mal später an mich!"
Etwas überrascht von der raschen Wandlung vom Heiteren zum Trotzigen sieht Bert ihn an, so daß Franzl gleich wieder auflacht und herzlich sagt: ,, Ja, ja, Oberst, staune nur! Ich bin durchaus kein Heiliger, lege mich ja nicht in ein Erbauungsbuch! Aber gegen diesen Faschi - diotismus gehe ich an, solange noch ein Atemzug in mir ist.
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Doch gleich streift er die Abschweifung von sich und weist geradeaus. ,, Hier also hast du unsere Lagerstraße, den breiten Boulevard unserer Zwangsresidenz, der Stadt ohne Frauen, ohne Liebe, ohne Wein, doch nicht ganz ohne ein paar Freuden für den, der sie sich selbst zu bereiten versteht!"
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,, Na und du scheinst es zu verstehen, Franzl!" lächelt Bert nun auch, angeregt von dem Geplauder des Gefährten.
,, Ach Gott , ich bin ja erst zwanzig Jahre alt! In solchem Alter, weißt du, kennt man noch keine Gefahren und kaum irgendwo Hindernisse... für einen Zwanzigjährigen lauern ja schon hinter jeder Küchengardine neue Abenteuer und Reize, geschweige denn hinter dem elektrischen Stacheldraht!" Er hemmt aber seinen Redefluß gleich selbst wieder. ,, Doch nun laẞ
5 Conrady, Amokläufer.


